: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Theoretisch hat ja die Theaterfreilichtsaison längst begonnen. Praktisch aber regnet es am laufenden Band, weshalb nun doch auf Indoor-Veranstaltungen zurückgegriffen werden muss. Auf das Ausweichquartier der Staatsoper beispielsweise, wo seit dem Wochenende das Festival für Neues Muskiktheater „Infektion!“ die Spielzeit beschließt. Angefangen mit konzertanten (und von Daniel Barenboim dirigierten) Präsentationen von Werken Arnold Schönbergs bis Pierre Boulez, bis hin zu Hans-Werner Henzes Oper „Phädra“ (9. & 11.7). Ein Höhepunkt wird das Gastspiel der Brüsseler Oper Théàtre de la Monnaie mit „Matsukase“ von Toshio Hosokawa sein. Der 1955 geborene Hosokawa, der zu Japans bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten gehört, hat ein berühmtes Werk des Nô-Theaters seiner Oper zu Grunde gelegt. Die Choreografin Sasha Waltz hat in ihrer Inszenierung die musikalische Auffassung des Stoffes mit einer zeitgenössischen Tanzsprache zusammengeführt. (15., 16. & 17. 7.).
Im Heimathafen Neukölln hat am Mittwoch Björn Bickers Schauspiel „Illegal – Wir sind viele“ Premiere, das Mehdi Moinzadeh inszeniert. Bicker, Dramatiker und Dramaturg in Personalunion, hat sein Stück auf der Basis von Interviews mit Menschen ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung geschrieben und dabei Texte von Betroffenen quer durch alle sozialen Schichten zu einem Monolog verschmolzen, den in Neukölln sich nun vier Schauspieler teilen.
Von Einwanderern und gelobten Ländern erzählt auch der Abend „Schweigeminute“ der israelischen Theatermacher Ariel Nil Levy und Hila Golan, der ab Donnerstag im Theater Thikwa zu Gast ist. Im vergangenen Herbst wurde die Aufführung, die auch das komplexe Identitätsgefüge deutschstämmiger Israelis verhandelt, beim israelischen Off-Theater-Festival in Akko mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
■ „Die spanische Fliege“: Volksbühne, ab Mi.
■ „Die menschliche Komödie“: Theater Thikwa, ab Do.
■ „Eine Familie“: Hans Otto Theater Potsdam, ab Do.