: „Wo das Zelt steht, ist mir egal“
FASHION WEEK Leyla Piedayesh ist in Teheran geboren und in Wiesbaden aufgewachsen. In Berlin hat die Designerin das inzwischen weithin bekannte Modelabel Lala Berlin gegründet. Heute stellt sie ihre neue Kollektion vor
■ Die Designerin Leyla Piedayesh gründete 2003 Lala Berlin. Das Label hatte schnell Erfolg und wurde zu einem Aushängeschild der jungen Szene in der aufstrebenden Modestadt. Innerhalb weniger Jahre wurde aus dem Ein-Frau-Unternehmen ein international operierender Betrieb mit 15 Angestellten. Der Look von Lala Berlin passt zur Stadt: ein bisschen schick, ein bisschen Rock ’n’ Roll und ein bisschen Großstadt-Elfe. Dabei bleiben die unkonventionellen Kreationen immer entspannt und tragbar. Auch wegen der zahlreichen prominenten Fans aus Film und Fernsehen – von Heike Makatsch bis Boris Becker – zählt die Schau von Lala Berlin zu den begehrtesten der Berliner Modewoche. Heute wird die Frühjahr/Sommer-Kollektion unter dem Titel New Age Phosphor präsentiert. DIANA WEIS
INTERVIEW DIANA WEIS
taz: Frau Piedayesh, Sie präsentieren Ihre neue Kollektion heute zum ersten Mal seit Gründung der Fashion Week „off-site“, also nicht im offiziellen Zelt. Hat die Entscheidung etwas mit der Verlegung des Zelts vom Bebelplatz zum Brandenburger Tor zu tun?
Leyla Piedayesh: Wo das Zelt steht, ist mir eigentlich egal. Das Brandenburger Tor ist doch ein schöner monumentaler Ort. Ich hatte unabhängig davon einfach Lust, den Schritt nach außen zu wagen. Schon beim Entwerfen der Kollektion war klar, dass ich dafür eine andere Präsentationsform als die übliche Runway-Show wählen wollte.
Wie wird die Show aussehen?
Der Raum in der C/O Galerie fühlt sich intimer an als das Zelt. Es passen nur ungefähr 200 Leute rein. Ich wollte eine artifizielle Ästhetik, deshalb wird es keinen Catwalk geben, sondern eine Installation, bei der 25 Mädchen auf unterschiedlichen Podesten posieren. Der visuelle Schwerpunkt liegt auf der Stofflichkeit und den Farben. Im Raum bewegen sich Licht und Musik, während die Mädchen ganz statisch bleiben. Die Show soll die Zuschauer auf emotionaler Ebene ansprechen.
Für die Show wird es nur Stehplatzkarten geben. Die sonst so wichtige hierarchische Platzierung der Zuschauer in First und Second Row spielt dann keine Rolle mehr?
Richtig. Ich finde, das ist sowieso überholt. Wir verfolgen bei der Show einen künstlerischen Ansatz, der es nicht zulässt, dass den Zuschauern je nach Wichtigkeit einen bestimmter Platz zugewiesen wird. Grundsätzlich können sich alle frei im Raum bewegen.
Woher kam die Inspiration für die Show?
Ich habe mich vorab stark mit den Arbeiten von Vanessa Beecroft beschäftigt, die ja viel mit statischen Frauenfiguren arbeitet. Natürlich geschieht das bei ihr aus einem anderen Ansatz heraus. Mir kam es darauf an, ein schönes Bild zu präsentieren und einfach mal anders an die Sache heranzugehen. Das heißt aber nicht, dass wir das in Zukunft immer so machen. Ich habe jetzt schon den Kopf voller Bilder für die nächste Show.
Welche Rolle spielen die theatralen Elemente Musik und Licht?
Ich möchte Gefühle erzeugen. Am Anfang einer Kollektion stehen für mich Bilder und Visionen. Diese haben erst mal noch nichts mit den später entstehenden Kleidungsstücken zu tun. Sie fließen aber in die Präsentation mit ein. Ich finde es toll, wenn die Leute davon eine Gänsehaut bekommen. Die Mode soll als schönes Spektakel präsentiert werden.
Hat die künstlerische Präsentationsform auch Einfluss auf das Casting der Models?
Wir haben es uns diesmal einfacher gemacht, waren weniger streng. Es kommt ja nicht darauf an, ob die Mädchen laufen können. Das Gesamtbild ist wichtig. Wir haben sogar zwei Straßencastings gemacht, und dazu auch Freunde und Familie eingeladen. Leider war das nicht so ergiebig, weswegen wir dann doch auf professionelle Modelagenturen zurückgegriffen haben. Die meisten Models haben eben andere Figuren als meine Mitarbeiterinnen, Freundinnen oder Verwandte. Das sieht dann besser aus, es ist gradliniger, es fließt.
Beschreiben Sie uns bitte Ihre neue Kollektion.
Sehr modern. Als Bilder hatte ich das Kaleidoskop, Glasbrüche, funkelnde Sterne und das Northern Light im Kopf. Sehr spacig. Arbeit mit Neopren. Nachdem die letzte Kollektion sehr zart und wallend war, ist sie diesmal sehr skulptural.
Wie wichtig sind Blogger für Sie, die eine Kritik der Show per Smartphone in Echtzeit ins Netz stellen?
Der Hype um Mode-Blogs wurde in den letzten Jahren künstlich hochgeschraubt. Mit der Zeit kristallisiert sich heraus, wer wirklich etwas zu sagen hat und damit auch ein Publikum erreicht. Gut, es hat einen Demokratisierungsprozess in Gang gesetzt: Jeder kann jetzt seine subjektive Meinung zu Mode und Kunst verkünden. Ich schätze aber die professionellen Medien sehr, die haben oft eine andere Sichtweise.
Sie sind in Teheran geboren, in Wiesbaden aufgewachsen und haben lange in München gelebt. Lala haben Sie in Berlin gegründet. Wie viel von der Stadt steckt in dem Label?
Ich habe das Label ganz bewusst Lala Berlin genannt. Hier lebe ich, hier ist mein Mittelpunkt. Die Möglichkeiten in Berlin haben mich dazu inspiriert, mein eigenes Ding zu machen. Aber Berlin ist ja zum Glück kein abgeschlossener Kosmos. Von der restlichen Welt kriegen wir hier auch noch was mit.