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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Anamnese, kein Verhör

■ betr.: „Neue Angst vorm schwarzen Man“, taz.nord vom 6. 11. 14

Das „Verhör“ beim Arzt nennt man Anamnese. Sie steht per se vor jeder Behandlung. Und sie findet glücklicherweise fast immer im Einzelzimmer statt (ist etwas anderes als Einzelhaft!). Ein Händedruck in einer Allgemeinpraxis bei Verdacht auf Infektion, auch einer einfachen Durchfallerkrankung gilt fast als Kunstfehler. In der Medizin, gerade in der Allgemeinmedizin muss man viel mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten. Man kann nicht auf alle Krankheiten testen und auch nicht jedem alle nur möglichen Fragen stellen. Bei einer jungen Frau mit morgendlichem Erbrechen frage ich zum Beispiel nach einer möglichen Schwangerschaft, bei einem Mann nicht… Dass ein Mensch mit dunkler/schwarzer Hautfarbe mit etwas höherer Wahrscheinlichkeit in Afrika gewesen ist als ein weißer, ist wohl so. Die Frage ist doch nicht diskriminierend. Und vielleicht war es auch gut, dass die „Sprechstundenhilfe“ (heißt jetzt medizinische Fachangestellte) den Patienten beiseite genommen hat, als selbst in der Anmeldung vor anderen Patienten diese Frage zustellen. So sind nicht noch mehr auf die Verknüpfung „dunkle Hautfarbe/Ebola“ gekommen. Im Text habt ihr letztlich klarstellen müssen, dass der Arzt nicht grundsätzlich falsch gehandelt hat, in euren Überschriften kommt das überhaupt nicht zum Ausdruck. Schürt damit nicht noch mehr die Panik und baut falsche Fronten auf! DR. MED. MECHTHILD REUSSNER, Schleswig

Überdrehte Bewertung

■ betr.: „Neue Angst vorm schwarzen Man“, taz.nord vom 6. 11. 14

Da hört doch alles auf: Ein Hamburger Arzt, der einen schwarzen Patienten in einem separaten Raum verhört, nur weil der Magen-Darm-Symptome hat!? Kann der denn nicht wissen, dass der Patient ein gebürtiger Hamburger ist, der gar nicht in Afrika war? – Nee, kann er nicht. Da muss er schon, und dazu ist er eigentlich auch verpflichtet, den Patienten befragen. Und das kann ja im Stil eines freundlichen Gesprächs und nicht eines Verhörs geschehen. Dass es in einem separaten Raum geschieht, mag übertrieben erscheinen, bei tatsächlichem Ebola-Verdacht wäre es aber angemessen. Im Folgenden macht der Autor dann „ein wenig überdrehte Ärzte“ aus, während ich zu dem Schluss komme, dass es sich hier um eine etwas überdrehte Bewertung der Situation handelt. DR. MED. FRIEDRICH HELM, Hamburg

Unnütze Schilder

■ betr.: „Wegweiser im Wald“, taz.nord vom 5. 11. 14

Technikkompetenz ist auch schön. Fast in jedem Handy oder Smartphone befindet sich heute ein GPS-Modul. Das gibt im Zehn-Meter-Radius den Standort an. Selbst wenn ich die Koordinaten der Rettungsleistelle vorlesen muss, kommen die immer noch genauer hin, als mit diesen unnützen Schildern grob verteilt im Wald. Wenn ich erst auf dem Smartphone den nächsten „Rettungstreffpunkt“ suchen muss und dann noch den Verletzten dahin transportiere, ist dieser Ansatz ziemlich sinnbefreit! Die Rettungswagen mit tragbaren Navis auszurüsten, damit sie den Weg zum Unfallort finden, erscheint mir da sinnvoller! SIKASUU, taz.de

Starke Zweifel

■ betr.: „Der absolute Olaf“, taz.nord vom 3. 11. 14

Die Inszenierung von Olaf Scholz kann nicht überzeugen. Denn erstens stimmt das Motto „Hamburg weiter vorn“ nicht, da man im Bereich der Internet-Infrastruktur ziemlich weit hinten in Europa liegt. Und zweitens ist gutes Regieren weniger eine Frage des geräuschlosen Stils als vielmehr der Inhalte. Wobei starke Zweifel am Kurs der SPD bleiben, da es dem Gemeinwohl eklatant widerspricht, wenn man klassische Wohngebiete wie etwa den Grindelberg zu einer regelrechten Raserstrecke ausbaut. Da unter der Vision einer gehetzten Single-Hochburg, bei der man auf die Schwächsten nur noch bedingte Rücksicht nimmt, vor allem Kinder und ältere Menschen leiden!   RASMUS PH. HELT, Hamburg