: Kleiner Weg mit großem Namen
GEDENKEN Im grünen Herzen der Stadt, zwischen John-F.-Kennedy-Platz und Wallanlagen trägt nun endlich ein Weg den Namen von Bremens erster Senatorin und Bürgermeisterin Annemarie Mevissen (1914–2006)
Als „bedeutende Frau der Nachkriegszeit“ hat Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) gestern Annemarie Mevissen bei einem kleinen Festakt in den Wallanlagen gewürdigt. Die am 24. 10. 1914 geborene Politikerin war 1951 als erste Frau in den Bremer Senat gewählt worden, von 1967 bis 1975 war sie als Bürgermeisterin Bremens stellvertretende Regierungschefin.
Acht Jahre nach ihrem Tod erinnert nun endlich ein Straßenname an diese kämpferische und mutige Frau: Die Verbindung zwischen Kennedy und Wallanlagen heißt fortan – obgleich sie selbst sich stets als „Frau Bürgermeister“ bezeichnen ließ – Bürgermeisterin-Mevissen-Weg.
Neben Böhrnsen wohnten der kleinen Patronage-Feier der Sohn der SPD-Politikerin, Edmund Mevissen, ihr langjähriger Weggefährte der Kultur- und Wissenschaftssenator a. D. Moritz Thape (SPD) sowie Ortsamtsleiter Robert Bücking (Grüne) bei – und, als einzige Frau, die Historikerin Renate Meyer-Braun, die Mevissens Biografie verfasst und lange für diese offizielle posthume Würdigung gekämpft hat, außerdem der Staatsarchivleiter Konrad Elmshäuser sowie Ortsamtsleiter Robert Bücking (Grüne).
Auch die taz hatte 2011 angeregt, eine Brücke nach ihr zu benennen, denn die „sind symbolstark, haben kaum Anlieger und keine Kreuzungen“. Ganz in diesem Sinne äußerte gestern auch Böhrnsen Freude darüber, einen „Weg, der verbindet, und nicht nur bildlich gesprochen Gräben überwindet“ im Herzen der Stadt und zugleich im Grünen nach der Bremerin benennen zu können: Das Schild, das festlich enthüllt wurde, befindet sich unmittelbar am Wallgraben-Brückchen.
Zur Figur der Landesgeschichte wird Mevissen auch durch einen reichen Schatz auf sie bezogener Anekdoten: Dazu gehört ihre kuriose Wahl zur Senatorin ohne echtes Ressort 1951. Zu der war sie selbst gar nicht angetreten, sondern, in Abwesenheit, durch den damaligen Bürgermeister Wilhelm Kaisen nominiert worden. Erst Wochen danach erfuhr sie von ihrem Glück, als ein Reporter von Radio Bremen sie interviewen wollte. Berühmt wurde ihr Auftritt bei den Straßenbahnunruhen 1968 – als sie als einziges Senatsmitglied den Mut hatte, sich den protestierenden SchülerInnen zu stellen. Zugleich hat sie noch heute wirksame Strukturen in Bremens Sozialwesen geschaffen – etwa als Vorkämpferin für eine möglichst breite Versorgung mit Kindergartenplätzen. BES