: Frauen und Babys unter Feuer
Kämpfe in Afghanistan: Laut afghanischer Polizei sterben bei Isaf-Angriff 25 Zivilisten
KABUL dpa ■ Bei einem Luftangriff der Nato-geführten Truppe Isaf im Süden Afghanistans sind nach Polizeiangaben 25 Zivilisten getötet worden. Sollte sich diese Zahl bestätigen, wäre es der blutigste Angriff mit zivilen Opfern seit Jahresbeginn. Eine Isaf-Sprecherin wies den Bericht allerdings zurück: „Diese Angaben stimmen ganz klar nicht mit unseren Erkenntnissen überein.“
Unter den 25 Toten seien auch neun Frauen und drei Babys, teilte der Polizeichef der Provinz Helmand, Mohammad Hussein Andiwal, gestern der Nachrichtenagentur dpa mit. Auch 20 Taliban-Kämpfer seien bei dem nächtlichen Angriff im Bezirk Gereschk getötet worden. Die Taliban hätten angegriffen und dann in den Häusern der Dorfbewohner Zuflucht genommen.
Der Polizeichef sagte, er habe erst gestern von dem Vorfall in der Nacht erfahren, als Dorfbewohner ihm davon berichtetet hätten. Die Flugzeuge hätten auch das Haus eines Ortsvorstehers bombardiert, der ebenfalls ums Leben gekommen sei.
Die Isaf hatte zuvor erklärt, bei Gefechten in der südafghanischen Provinz Helmand seien zahlreiche Kämpfer der radikalislamischen Taliban und möglicherweise auch Zivilisten getötet worden. Die Soldaten seien nördlich von Gereschk aus einem Gebäudekomplex angegriffen worden. Sie erwiderten das Feuer auf den Komplex, in dem etwa 30 Taliban vermutet wurden. Die meisten von ihnen seien getötet worden, sagte ein Sprecher.
Auch bei der Rückeroberung eines von den radikalislamischen Taliban teilweise eingenommen Distrikts in der südafghanischen Provinz Urusgan sind nach Isaf-Angaben zahlreiche Zivilisten verletzt oder getötet worden. „Wir sind erfreut, dass der Distrikt nun für die örtliche Bevölkerung wieder sicher ist, aber bedauern es, dass es dabei offensichtlich unter den Zivilisten Tote und Verletzte gab.“
Gestern warf die Isaf den Taliban vor, zu immer unmoralischeren Methoden zu greifen. So hätten sie kürzlich einem Sechsjährigen eine Sprengstoffweste angezogen und gesagt, er solle zu einem Polizeiposten gehen und dann den Knopf drücken, hieß es in einer Isaf-Erklärung. „Zum Glück hatte der Junge die Anordnung nicht verstanden und einen Polizisten gefragt, warum er die Weste tragen müsse.“