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Archiv-Artikel

Bremerhavens Neubürger

Von bes

Ralf Nagel, 48, Ex-Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, bringt Opfer: Um in Bremen Wirtschaftssenator zu werden, zieht er von Hamburg nach Bremerhaven Foto: dpa

Bloß keine Wortspielchen. Neuer Bremer Wirtschafts-, Häfen- und Justizsenator wird Ralf Nagel. Und es war schon ein Notfall: Der Quoten-Bremerhavener Ulrich Nußbaum war abgesprungen, weil er parteilos bleiben wollte.

Anders Nagel: Seit einem Vierteljahrhundert ist der 48-Jährige Sozialdemokrat – mit gutem standing: Franz Müntefering persönlich hat Peter Danckert in der Bundestagsfraktion zusammengefaltet, als er den Rausschmiss des Staatssekretärs im Verkehrsministerium forderte. Das war 2003, als sich die Laster-Maut erneut verzögerte. Als „16 Monate Folterkammer“ habe er das Hickhack mit Toll Collect empfunden, sagt Nagel. Danach hat er eine Abteilung für Projektmanagement eingeführt. Der neue Minister Tiefensee übernahm ihn trotzdem nicht.

Soziologie, Politologie, Psychologie: Mit Wirtschaft, Häfen und Justiz hat sein Studium nichts zu tun. Allerdings behauptet er, seit dem Dienst bei der Flotte „einen maritimen Tick“ zu haben. Aus der Wirtschaft schlägt ihm wärmstes Wohlwollen entgegen: Einträchtig lobten Handelskammer-Präses und die DGB-Landesvorsitzende ihn als „ausgezeichnete Wahl“. Dass Richter und Staatsanwälte sich bedeckt halten, ist ein gutes Zeichen, pochen sie doch immer drauf, dass ihr Ressort in die Hände eines Volljuristen gehöre.

Nagel muss nach Bremerhaven ziehen, damit der verfassungsmäßige Proporz im Kabinett stimmt. Halb so wild, sagt er. Schon etwas anderes als Berlin oder Hamburg, wo er derzeit lebt, – „darüber brauchen wir nicht zu reden“. Aber ganz so schlimm sei es nicht: Er wolle „bei de Leut’“ sein, wie man in seiner Heimat Karlsruhe sage.

Noch ist Nagel im Vorstand der Hamburger Unternehmensberatung „Putz und Partner“. Dort, so sagt er über seinen ersten Job auf dem freien Markt, habe er „gelernt, was es heißt, Dienstleister für die Wirtschaft zu sein“. Und das, findet er, sei „auch die Aufgabe eines Wirtschaftssenators“. bes

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