: 35 Filme in Göttingen
FLIMMERN Niedersachsens ältestes Filmfestival kommt ohne Wettbewerbe, Preisträger und Sonderreihen aus. Diese Woche feiert es seinen 35. Geburtstag
Das Europäische Filmfestival in Göttingen ist Niedersachsens ältestes Filmfestival. Die Konkurrenten in Oldenburg, Emden, Braunschweig und Osnabrück feiern in den nächsten Jahren erst ihre 30. Geburtstage und das Göttinger Festival findet jetzt zum 35. Mal statt. Denn hier gab es schon früh ein Publikum, das mehr Kino haben wollte als die Kulturprovinz im alltäglichen Betrieb bieten konnte.
Das Göttinger Festival musste nicht um seine Zuschauer buhlen wie die anderen Festivals, die während der Schwemme von lokalen Filmfesten in der Mitte der 90er-Jahre ins Leben gerufen wurden. Das bei Filmfesten sonst so unverzichtbare Alleinstellungsmerkmal, ohne das in der Regel die Förderung durch die Nordmedia wegfällt, war in Göttingen daher offensichtlich nie nötig.
Es gibt keine Wettbewerbe, keine Preisträger, keine Sonderreihen oder Retrospektiven und jedes Jahr werden nur eine Handvoll Gäste eingeladen. Dafür streckt sich das Festival aber über zwei Wochenenden. Zum Teil wird das Programm gewitzt und kostengünstig gefüllt. So wird etwa die Reihe „Cinema Italia“ mit sechs neuen Filmen aus Italien, die derzeit eine Tournee durch die Programm- und Kommunalkinos des Landes macht und von der Agentur für italienischen Außenhandel gesponsert wird, in das Festivalprogramm integriert. Von einer eigenen Programmauswahl der Festivalmacher kann da keine Rede sein, aber dem Publikum dürfte das egal sein. Mit „Mr. Turner – Meister des Lichts“ von Mike Leigh und dem irischen Thriller „Am Sonntag bist du tot“ laufen zwei der Filme in der Reihe „Europäische Premieren“ schon längst in den Programmkinos von größeren Städten, aber in Göttingen bietet das Filmfestival wohl die einzige Chance, sie zu sehen.
35 Filme stehen auf dem Programm. Gezeigt werden sie im Kino „Lumière“, der Universitätsbibliothek, der alten Universitätsbibliothek und einem Saal in der Universität. Den Schwerpunkt bilden zehn neue Filme aus Frankreich, von denen die meisten in den nächsten Monaten in die deutschen Kinos kommen, wie man schon an den deutschen Verleihtiteln wie „Die Sprache des Herzens“, „Drei Herzen“ und „Die Wolken von Sils Maria“ erkennen kann. Der Eröffnungsfilm „Wochenenden in der Normandie“ hat dagegen noch keinen hiesigen Starttermin. Die Regisseurin Anne Villacèque stellt die Beziehungskomödie selbst vor, in der Ulrich Tukor mitspielt – der kommt aber nicht nach Göttingen.
Höhepunkt des Festivals wird aber am Donnerstag in einer Woche die Uraufführung des Low-Budget-Thrillers „Second Thoughts – Fatale Begierde“ sein, denn Dennis Dellschow hat ihn in Göttingen gedreht. HIP
21. bis 30. November 2014, www.filmfest.goettingen.de