DER RECHTE RANDWOHIN EIN POLIZIST MIT AFD-MITGLIEDSCHAFT VERSETZT WIRD : Hörsaal statt Schusslinie
Eigentlich lief alles gut für Ulf-Theodor C. – der hochrangige Polizeibeamte am Präsidium Rostock wirkte in verantwortlicher Position, als im Jahr 2007 der G-8-Gipfel in Heiligendamm zu sichern war, referierte aber auch bereits über Maßnahmen gegen häusliche Gewalt und Stalking. Dann geriet C. ins Visier der Staatsanwaltschaft Schwerin: Sie warf dem Mitglied der „Alternative für Deutschland“ vor, im Europa- und Kommunalwahlkampf im Mai dieses Jahres mehrere Menschen mit Reizgas verletzt zu haben. Nun wurde der 52-Jährige als Dozent an die Polizeihochschule in Güstrow versetzt.
Eine „unglückliche Entwicklung“, findet Johannes Saalfeld, innenpolitischer Sprecher der Grünen im mecklenburg-vorpommerschen Landtag. Schließlich soll nun einer angehende Polizeibeamte in Einsatzlehre unterrichten, der sich wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung vor Gericht verantworten muss. Aus Sicht der Anklagebehörde hatte C. zwei junge Männer mit Reizgas besprüht. Nach Darstellung der Partei hatten sie Wahlkämpfer „beleidigt und ihnen dabei massiv Konfetti direkt ins Gesicht geworfen“. Beide trugen Verletzungen im Gesicht und in den Augen davon. Nach der Auseinandersetzung soll C. zudem in einem Einkaufszentrum ein Tierabwehrspray versprüht haben. Mehrere Passanten bekamen Hustenanfälle. Eine Zeugin musste ins Krankenhaus.
„Im Kern“, erklärt die Staatsanwaltschaft, habe der Angeschuldigte die Vorwürfe eingeräumt. Das Schweriner Innenministerium bestätigt C.s Versetzung. Ein Beamter des höheren Dienstes sei angemessen „zu verwenden“, wird mitgeteilt – und dass eine Suspendierung des Mannes einer Vorverurteilung gleichgekommen wäre.
Ein Dozent habe eine Vorbildfunktion, sagt der Grünen-Abgeordnete Saalfeld. Ulf-Theodor C. habe indes „bewiesen, dass er in Stresssituationen nicht richtig handelt und als Privatmann auch noch Selbstjustiz betreibt“.
Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland