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Archiv-Artikel

Lob der Monarchie

Gestern heiratete Alexander zu Schaumburg-Lippe seine Verlobte, die Anwältin Nadja Anna Zsoeks aus München. Bei der kirchlichen Trauung am Samstag werden um die 1.000 Gäste erwartet, darunter Vicky Leandros und Ursula von der Leyen. Ein Angebot zum Babysitten liegt hiermit vor

DIE ZU SCHAUMBURG-LIPPES

Schaumburg-Lippe war bis 1946 ein eigenständiges Land auf dem Gebiet von Niedersachsen, die Flagge zeigte die Farben Weiß-Rot-Blau. Bis 1918 wurde das Land von den Fürsten zu Schaumburg-Lippe regiert. Der Familie gehören noch heute mehrere Schlösser, darunter die Festung Wilhelmstein auf der gleichnamigen Insel im Steinhuder Meer. Der letzte regierende Fürst war Adolf II., er starb 1936 im mexikanischen Exil.

Alexander Prinz zu Schaumburg-Lippe, 48, ist das derzeitige Oberhaupt der Familie. Er wohnt im Bückeburger Schloss und steht der „Fürstlichen Hofkammer zu Bückeburg“ vor, die sich um das Familienvermögen kümmert – die Schaumburg-Lippes gehört zu den reichsten deutschen Adelshäusern. Alexander zu Schaumburg-Lippe war in erster Ehe mit Marie-Louise „Lilly“ Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg verheiratet, aus dieser Ehe stammt der Sohn Heinrich-Donatus (13). Die Ehe wurde 2002 geschieden.

Nadja Anna Zsoeks, 32, arbeitete als Rechtsanwältin in München. Bei der standesamtlichen Heirat am Donnerstag trug sie ein cremefarbenes Kleid, seitdem heißt sie Prinzessin zu Schaumburg-Lippe. Die kirchliche Trauung soll am Samstag sein. taz

aus Schaumburg-Lippe URLICH REINEKING

Das Wunderbare an der Monarchie war und ist ja, dass die Herrschaft auf Generationen angelegt ist und der Regent deshalb in ganz anderer Form um die Gunst des Volkes buhlen muss. Kommt dann auch noch das Wissen darum dazu, dass man als Fürst von Gottes Gnaden sich einst einem sehr viel strengeren Richter als dem Pöbel stellen muss, sind wir schon fast auf der Höhe des kantschen Sittengesetzes angelangt – zumal dem Volk ja, wie schon bei Friedrich Schiller so wahr und richtig ausgesprochen, „das Schwert gegeben ist / wenn unerträglich wird die Macht“, wie uns die Französische Revolution so anschaulich vor Augen führte.

Die landesübliche Demokröte hingegen kann den Untertanen mit jener fiesen Gleichgültigkeit begegnen, die derzeit in den zentralen Fragen von Krieg und Frieden, Klimaschutz und an George Walker Bush jun. zu beobachten ist und auch unter dem Niedersachsenross immer wieder zu beobachten war. Außerordentlich imponiert mir als jemandem, der gnadenlos daran gescheitert ist, die Mutter von gleich zwei wunderbaren Töchtern nach der Scheidung als gute Freundin zu gewinnen, dass Ihre Lieblichkeit, die bezaubernde Prinzessin Lilly zu Sayn-Wittgenstein als Mutter von Stammhalter Heinrich Donatus bei den Feierlichkeiten in der alten Residenzstadt Bückeburg heute ebenso zugegen sein wird wie die von mir gleichermaßen geschätzte Schlagersängerin Vicky Leandros: für derlei Größe lass ich glatt so einen Haiopai wie Guido Westerwelle in der Gästeschar als Tribut an die Dämonenwelt durchgehen.

Nachvollziehbar auch, dass Ursula „Röslein“ von der Leyen dazustoßen wird, denn natürlich müssen sich Alexander und seine Dr. Nadja Anna Zsoeks aus erster Hand informieren lassen, wie sie es bei künftigem Kindersegen mit der emanzipatorisch verteilten Elternzeit halten sollen – schließlich muss das Einfamilienhaus der Familie Schaumburg-Lippe mit seinen 250 Zimmerchen ja auch irgendwie unterhalten werden.

So rufe ich denn dem Brautpaar diese Segenswünsche in peinlich schlicht gereimter Form vor die Füße – nicht ohne einen Brautstrauß in den Landesfarben Weiß und Blau und Rot dazu:

Hat auch ein Dichter Hermann Löns In „Duodez“ das Land geschmäht, Die Insel Wilhelmstein kündet trotz allem Von alter Souveranität.

Wir beugen uns dem Kaiser nicht Und auch nicht dem Tribun. Doch für Schaumburg-Lippe Werden stets wir alles tun.

So wir gerufen werden Zu Schutz und Trutz dem Hause, Da werden wir nicht ruhn!

Ein Haufen Kinder sei beschieden Dem Bündnis, das Ihr heute schließt, Selbst Johann Gottfried Herder Aus dem Himmel weise schnieft.

Und wollt Ihr dann mal nächtens Ganz ohne irgendwelche Gören Und fröhlich um die Häuser zieh‘n: Anruf genügt - als Babysitter Zu kommen wär mir angenehm.

Die Verse die sind holprig, Den Worten fehlt die Kraft. Das liegt, es sei entschuldigt An Schaumburgs Gerstensaft!