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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Noch mehr Grenzkontrollen

■ betr.: „Grenzkontrollen nicht gerechtfertigt“, taz 19. 7. 2011

Bei aller Aufregung zur Einführung von Grenzkontrollen in Dänemark, gibt es offenbar weitere neue Grenzkontrollen in einer anderen Regionen des Schengen-Raums, von denen ich in den Medien, auch in der taz, noch nichts gehört und gelesen habe.

Ich bin seit Jahren immer wieder zwischen Portugal und Spanien unterwegs. Hier bin ich nie auf Grenzkontrollen gestoßen. Das ist seit Kurzem anders. Beispiel 1: Am 16. 6. hat ein gemeinsames Kommando spanischer und portugiesischer (Grenz-)Polizei den Zug Nr 12220 zwischen Tui in Spanien und Valenca in Portugal kontrolliert. Die Ausweise aller Reisenden, auch der von mir, in dem Triebwagen wurden überprüft und die Daten per Funk (wohin?) durchgegeben.

Beispiel 2: Am 21. 7. hat die spanische Polizei an der Auffahrt zur Brücke über den Minho zwischen Salvatierra in Spanien und Moncao in Portugal die Autos kontrolliert.

Beispiel 3: Portela do Hohem ist ein alter, sehr abgelegener Grenzübergang auf einem Pass im Wald zwischen Spanien und Portugal. Die Gebäude waren seit Jahren verfallen. Als ich dort neue Baugerüste sah, dachte ich an einen Abriss. Aber als ich neulich wieder einmal vorbeikam, sah ich dort eine komplett modernisierte Anlage. Wozu? Was geschieht dort und warum? DIETER RÖDDER, Mei, Portugal

Tod der Komparsen einer PR-Aktion

■ betr.: „Die Frage nach der Verantwortung“, taz vom 16. 7. 11

Bevor man hier von „Lynchkampagne“ redet, sollte vielleicht doch an ein paar Fakten erinnert werden: Laut Spiegel-Interview mit OB Sauerland vom 16. 8. 2010 hatte die Stadtverwaltung „eine Genehmigung für maximal 250.000 Menschen ausgestellt“. Zuvor tönte er aber im Radio, demnächst würden „mehrere Millionen Jugendliche diese Stadt bevölkern“, und erklärt das heute so: „Das sind doch nur gepushte Zahlen, mit denen man Marketing und nichts anderes macht.“ Auf die Nachfrage: „Und die Stadt Duisburg hat bei dieser Marketing-Lüge mitgemacht?“, gibt er dann sogar zu: „Wenn Sie so wollen. Wir sind vom Veranstalter aufgefordert worden, die realen Zahlen nicht zu veröffentlichen.“

Wie fühlt man sich als Einwohner einer Stadt, die brav das „Event“ eines privaten Veranstalters organisiert, von dem ihre Spitze zwar genau weiß, was alles an ihr erlogen ist, das den Bürgern gegenüber aber nicht nur verheimlicht, sondern dessen Märchen ohne Not selbst öffentlich verbreitet?

Sauerland hat die „Loveparade“ offenbar konsequent als Gelegenheit verstanden, zur Simulation einer angeblich großartigen Wirklichkeit Potemkinsche Dörfer zu errichten. Es haben sich ja auch sonst alle längst an die gestellten Zeitungsbilder gewöhnt, wo lächelnde Herrn sich gegenseitig bademattengroße Scheckattrappen überreichen, weil die auf dem Foto besser aussehen als der tatsächliche Spendenscheck. Wenn es freilich allein auf die Medienwirkung ankommt, ist es nur konsequent, am Ende gleich zu ungedeckten Wechseln überzugehen und „Realität“ nur noch als kalkuliertes Happening zu inszenieren. Die Toten im Tunnel – wäre somit die zynische Konsequenz – starben dann halt als unbezahlte Komparsen einer PR-Aktion. Schon aus diesem Grund ist der Rücktritt des OB überfällig.

Das einzig Neue in einer Demokratie (so Popper) ist, dass man hier die Repräsentanten nicht umbringen muss, sondern abwählen kann. Aber selbst für diese simple Einsicht ist die hiesige CDU offenbar zu vernagelt. BERNHARD BECKER, Duisburg