Atlas der tödlichen Tumore

Eine Studie des Senats belegt den Zusammenhang zwischen sozial schwachen Kiezen und einem erhöhten Krebsrisiko. Der unterschiedliche Tabakkonsum spielt dabei eine große Rolle. Insgesamt steigt die Zahl der Krebstoten in der Stadt

Das Rauchen fordert hohen Tribut: Die Zahl der Krebs-Neuerkrankungen in Berlin ist nach einer Analyse der Senatsgesundheitsverwaltung erneut gestiegen. Wurden im Jahr 2002 noch 13.528 neue Krebsfälle registriert, waren es im Jahr 2004 bereits 14.568 Diagnosen. Bei Männern und Frauen spiele der Tabakkonsum dabei eine große Rolle, sagte Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linke) gestern bei der Vorstellung des Berliner Krebsatlas für die Jahre 2002 bis 2004. Der Atlas zeigt als zweites Hauptergebnis einen deutlichen Zusammenhang zwischen sozial schwachen Stadtgebieten und hohen Krebsraten.

Krebs ist nach Krankheiten des Kreislaufsystems die zweithäufigste Todesursache in Berlin. Allein 2004 gab es 7.877 Krebstote in der Hauptstadt. 2005 wurden 57.346 Berliner wegen bösartiger Tumore stationär im Krankenhaus behandelt. Damit war jedes zehnte Krankenhausbett von einem Krebspatienten belegt. Die jährlichen Kosten schätzt die Verwaltung auf rund 280 Millionen Euro. Rund 50 Prozent der Krebspatienten sind jünger als 65 Jahre. Bei Männern zählen Lungen-, Darm- und Prostatakrebs zu den häufigsten Todesursachen, bei Frauen sind es Brust-, Lungen- und Darmkrebs. Im Vergleich zu den neuen Bundesländern erkranken Berliner Frauen doppelt so häufig an Lungenkrebs. Brustkrebs wird in den West-Bezirken Berlins häufiger registriert als im Osten. Erklärungen dafür könnten höhere Kinderlosigkeit, spätere Geburten oder auch umstrittene Hormonersatztherapien sein, die es in der DDR nicht gab.

Das erste Mal kann die Analyse auch einen Zusammenhang zwischen Krebserkrankungen und Wohnort zeigen. In sozial schwachen Bezirken wie Neukölln oder Friedrichshain-Kreuzberg ist eine erhöhte Sterblichkeitsrate für Krebs nun statistisch belegt. So liegt das Risiko, an Krebs zu erkranken, in Stadtteilen wie dem Rollberg-Viertel, am Boxhagener Platz oder in Marzahn-Nord zwischen 35 und 81 Prozent höher als im Durchschnitt. Auch hier spielt Tabakkonsum eine große Rolle. dpa

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