IM BAUMARKT
: Mach dein Ding

Die Freiheit ist ganz schön verwirrend

Im Baumarkt, wo die Freiheit bekanntlich grenzenlos ist, wenn man nur sein Ding macht und sich einen Kasten Bier kauft, stehe ich ratlos herum, denn der Baumarkt ist groß und es laufen viele Leute einfach kreuz und quer durcheinander. Mein Ding besteht darin, Farbe zu kaufen. Ein Baumarktmitarbeiter, den ich frage, zeigt auf ein großes Schild, auf dem „Farbe“ steht. Ich folge optimistisch dem Schild, aber kaum befinde ich mich zwischen den Regalen, ist mein kleiner Optimismus auch schon wieder verflogen. Die Freiheit ist ganz schön verwirrend.

Wieder muss ich einen Mitarbeiter befragen. „Ich brauche Farbe“, sage ich mal ganz grundsätzlich. „Was möchten Sie denn streichen?“ – „Ein Regal.“ – „Aus Holz?“ Ich nicke. „Ist das Holz behandelt?“ Schwierige Frage. Behandeltes Holz? Was ist das? „Ist es imprägniert, gebeizt, lackiert?“ Ich weiß es nicht. „Das sollten Sie aber wissen, denn sonst müssen sie es abschleifen“, sagt der Baumarktmitarbeiter. „Oh“, sage ich und entscheide mich dann lieber für unbehandeltes Holz. Er führt mich zu der Farbe, die ich suche. „Ist die auch für innen?“, frage ich, um auch mal den Fachmann zu geben. Der Baumarktmitarbeiter zeigt mit dem Finger auf den Farbtopf, auf dem ziemlich groß steht: „Für innen und außen.“

Mit dem Topf schlendere ich in die Blumenabteilung. Der Topf fällt auf den Boden, der Deckel springt ab und der weiße Inhalt breitet sich wie ein kleiner zäher See aus. Zuerst setzt mein Fluchtreflex ein, aber dann denke ich, dass mich jede Menge Überwachungskameras überführen würden. Also mache ich einen Baumarktmitarbeiter auf die Farblache aufmerksam.

„Was ist das denn für ’ne Scheiße. Nein, das halt ick nicht aus“, brüllt der. Ich frage, ob ich etwas tun könne. „Nein, bloß nicht!“, ruft er. Ich glaube, für heute lasse ich mein Ding lieber sein und konzentriere mich auf den Kasten Bier. KLAUS BITTERMANN