Der Eventmanager der Medici

LEGENDE Heute jährt sich der Geburtstag des Begründers der Kunstgeschichte, Giorgio Vasari, zum 500. Mal. Zeit, den Berliner Wagenbach Verlag zu loben

Als 2004 der Einführungsband und die ersten drei Bücher der Neuübersetzung erschienen, war die Begeisterung einhellig. Ebenso die Sorge, ob das gigantische Unternehmen wohl wirklich bis zum Ende erfolgreich durchgehalten werden kann: Die längst überfällige deutschen Neuübersetzung von Giorgio Vasaris 1550 erstmals erschienenen und 1568 überarbeiteten und erweiterten „Vite“ der Maler und Bildhauer der italienischen Renaissance in 45 Bänden.

Heute, wo sich der Geburtstag des 1511 in Arezzo geborenen Malers, Architekten, Kunstsammlers und -beraters der Medici zum 500. Male jährt, lässt sich sagen: Ja, ganz offensichtlich, diese Pioniertat Alessandro Novas, heute Direktor am Kunsthistorischen Institut in Florenz, und seiner Gruppe von tatkräftigen Nachwuchswissenschaftlern, wird nicht als unabgeschlossenes Projekt in die Analen eingehen.

Über 30 Bände sind im Klaus Wagenbach Verlag, Berlin, inzwischen schon erschienen, darunter auch der 512 Seiten starke Band über „Das Leben des Michelangelo“. Dass diese Schwarte, wie die ganze Reihe, nicht als schwergewichtiger Prachtband, sondern als für jeden Studenten erschwingliches, typischen grünes Wagenbach-Taschenbuch daherkommt, auch das ist dem Verleger zu verdanken, der dem ehrgeizigen Vorhaben, das am Renaissance-Institut der Universität Frankfurt am Main seinen Ausgang nahm, erst den nötigen Rückhalt, nämlich die verlegerische Heimat gab.

In drei Jahren, im April 2014, wird der letzte Band „Das Leben der Bildhauer und Architekten des Duecento und des Trecento“ erscheinen. Wie die vorangegangenen Bände wird auch dieser von Victoria Lorini zuverlässig und gut lesbar übersetzte Teil der „Vite“ einen reichhaltigen Anmerkungsapparat enthalten: Nicht nur werden zahllose Bemerkungen Vasaris kommentiert, es wird auch für jedes von ihm erwähnte Kunstwerk der jetzige Standort benannt, gleichermaßen werden alle bei ihm auftretenden Personen, Sammler und Mäzene vorgestellt und viele der beschriebenen Werke nicht nur abgebildet, sondern aus heutiger Sicht gedeutet.

Die dem Datum angemessene Lektüre ist natürlich der 2005 erschienene siebte Band, Giorgio Vasari, „Mein Leben“, in dem er den Topos des modernen Künstler entwickelt, der allseitig gebildet, um Selbstperfektionierung bemüht, auf der Grundlage seines Talents und einer asketischen Lebensweise zu Ruhm und Ehre kommt. Modern erscheint Vasari, der sich mit dem Bau der Uffizien in Florenz und dem Umbau des Palazzo della Signoria in die Kunstgeschichte einschrieb, heute allerdings vor allem in seiner Funktion als Eventmanager der Medici, für die er zahlreiche, temporäre Theater- und Festaufbauten schuf.

BRIGITTE WERNEBURG

■  Edition Giorgio Vasari, „Die Lebensläufe berühmter Künstler“. Als Taschenbuch bei Wagenbach: www.wagenbach.de