ndr-intendanz : Die Befreiung des Rundfunks
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist in Deutschland immer eine Beute der Parteien gewesen. Vom Intendanten bis tief hinunter in die Redaktionen werden Posten und Pöstchen nach Proporz vergeben, was an der Spitze immer nur heißen konnte: Ohne Parteibuch der Regierungspartei gab es keine Chance.
KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE
Der NDR macht da keine Ausnahme. Obwohl ein Vier-Länder-Sender, konnte der Chef bislang nur ein Sozialdemokrat sein. Nun haben sich die Verhältnisse geändert: Der Norden ist so schwarz wie noch nie. Da kommt es einem schon fast natürlich vor, dass die neuen Herren auch den Chefposten im Sender beanspruchen. Und namentlich Christian Wulff hat an seinen Ambitionen in dieser Richtung ja auch keinen Zweifel gelassen.
Wenn die politische Einflussnahme diesmal tatsächlich scheitern sollte, wäre das eine kleine Sensation. Sie würde den Weg zu einem wahrhaft überparteilichen öffentlichen Rundfunk öffnen, wie ihn die Alliierten ursprünglich beabsichtigt hatten. Als nächstes müsste dann der Parteienproporz im Rundfunkrat fallen. Dann wäre das Werk des NDR-Gründers Hugh Greene zumindest auf institutioneller Ebene postum vollendet. Was das Verhältnis von Information und Unterhaltung im Programm angeht, bliebe allerdings noch der eine oder andere Wunsch offen.
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