: Kino nicht nur für Kicker
Knapp drei Wochen lang wird das Millerntorstadion wieder zum Kino. Dabei geht es natürlich auch um das runde Leder. Den Auftakt macht heute die Deutschland-Premiere des Fußball-Kunstwerks „Zidane – A 21st Century Portrait“
Fußball als Kunstinstallation. 17 hochauflösende Kameras, die bislang nur die US-amerikanische Armee benutzen durfte, beobachten einen einzigen Mann bei der Arbeit. 92 Minuten lang. Der Mann ist der französische Ausnahmespieler Zinédine Zidane, der dreimalige Weltfußballer der Jahre 1998, 2000 und 2003. Die verrichtete Arbeit ist folglich Fußballspielen, aufgenommen von den Videokünstlern Douglas Gordon und Phillippe Parreno während eines Spiels zwischen Zidanes Real Madrid und dem FC Villareal am 23. April 2005. Die über das gesamte Stadion verteilten Kameras fangen Bilder von intimen Close-Ups bis zu atemberaubenden Totalen ein, von unscharfen Pixelansammlungen bis zu traditionellen Fernseh-Action-Shots. „Zidane – A 21st Century“ versammelt diese Bilder 90 Minuten lang, ohne Kommentar, untermalt lediglich vom sphärischen Soundtrack der schottischen Ambient-Rocker „Mogwai“. Bis auf wenige Ausnahmen bleibt der Fokus stets auf Zidane, auf seinen Augen, seinen Füßen. „Zidane – A 21st Century Portrait“ ist zum ersten Mal in Deutschland zu sehen. Einen besseren Auftakt für die diesjährigen Filmnächte im Millerntorstadion hätte man nicht finden können.
Und auch zehn Tage später gibt es noch einmal Fußball im Stadion. Im Preview ist dann „Das größte Spiel der Welt“ zu sehen. Der Film erzählt die abenteuerliche Geschichte dreier Helden, die sich zuvor noch nie gesehen haben. Zwei Dinge aber haben sie gemeinsam: Sie leben alle in den entlegensten Ecken der Welt und wollen am Fernseher das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2002 zwischen Deutschland und Brasilien sehen. Die ProtagonistInnen dieser globalen Komödie sind eine Familie mongolischer Nomaden, eine Kamel-Karavane der Tuareg in der Sahara und eine Gruppe Indigener aus dem Amazonasgebiet. Sie alle leben mindestens 500 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt – und vom nächsten Fernsehgerät. Ihr Traum vom Endspiel scheint kaum zu verwirklichen. Und dennoch schaffen sie es mit viel Einfallsreichtum, ihr Ziel zu erreichen.
Zu sehen gibt es bei den Filmnächten aber mitnichten nur Fußball-Filme. Am 13. 7. etwa ist Sung-Hyung Chos humorvolle Doku „Full Metal Village“ über die BewohnerInnen des Dorfes Wacken und das dort alljährlich stattfindende Heavy-Metal-Festival zu sehen. Eine Woche darauf läuft „Joe Strummer – The Future is Unwritten“, ein liebevolles Porträt des 2002 gestorbenen Punkrockers. Dazu spielen die „Lovehaters“ live. Aber auch Hollywood ist mit „Pirates of the Carribean III“ oder „007 – Casino Royal“ vertreten. Am 18. 7. gibt es Tarantinos „Death Proof“ im Preview.
Auch Hamburg-Filme sind wieder vertreten. Am 27. 7. wird wie im letzten Jahr auch Klaus Lemkes Kiez-Kult-Streifen „Rocker“ zu sehen zu sein – zusammen mit Gästen aus dem Film. Am 31. 7. gibt es dann – ebenfalls schon traditionell – Hark Bohms Klassiker „Nordsee ist Mordsee“.
ROBERT MATTHIES
Do, 12. 7.–So, 26. 8., Millerntorstadion, Heiligengeistfeld; Infos und Programm unter http://www.3001-kino.de/3001html/openairkino/