: „Die Eltern suchen nach anderen Lösungen“
Dass Kinder in den Ferien oft nur unzureichend betreut werden, liegt nicht nur am fehlenden Geld und Personal, sondern auch an der Organisationsfähigkeit der Kitas und Schulen, sagt Uta Nennecke. Besserung sei aber in Sicht
UTE NENNECKE, 49, ist Mutter von drei Kindern, langjährige Elternvertreterin und koordiniert ehrenamtlich das „Berliner Bündnis für Familie“.
taz: Frau Nennecke, ist die Ferienbetreuung in Kitas und Schulen aus Elternsicht zufrieden stellend?
Ute Nennecke: Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass die Kinder in den Ferien betreut werden. Praktisch ist das aber nicht so ganz optimal geregelt. Viele Horte und Kitas schließen in den Sommerferien für mehrere Wochen. Das ist problematisch etwa für Eltern, die zu bestimmten Zeiten Urlaub nehmen oder Absprachen mit Kollegen treffen müssen, oder auch für Eltern, die Kinder in verschiedenen Einrichtungen haben, die nicht gleichzeitig schließen.
Die meisten Kitas regeln ihre Schließzeiten doch in Absprache mit den Eltern?
Ja. Aber sie können sich dabei zwar nach der Mehrheit der Eltern richten, doch sie werden nicht jeden zufrieden stellen. Das liegt in der Natur der Sache. Ich habe aber das Gefühl, dass sich in vielen Kitas langsam kürzere Schließzeiten durchsetzen. Und es gibt mittlerweile auch Schulhorte, die während der ganzen Ferien geöffnet haben. Da ist etwas in Bewegung.
Was können Eltern tun, die von ihren Kitas keine Betreuung angeboten bekommen?
Eigentlich müssen die Betreuungseinrichtungen in solchen Fällen Ausweichmöglichkeiten in andere Kitas anbieten. Aber je kleiner ein Kind ist, je schwerer es sich an neue Situationen anpasst, desto mehr Probleme haben Eltern damit, solche Angebote anzunehmen. Man kann nicht jedes Kind einfach irgendwo anders hingeben.
Wird es mit der Ferienbetreuung leichter, wenn die Kinder in die Schule kommen?
Leider nicht. Das hat zwei Gründe: Ich habe von vielen Eltern gehört, dass sie ihre Kinder nicht gerne in die schulische Ferienbetreuung geben, weil es dort nicht viele Veranstaltungsangebote und Unternehmungen gibt, sondern die Kinder meist nur beaufsichtigt werden. Das hängt natürlich mit der personellen Situation zusammen. Da wird oft auf Sparflamme gefahren. Viele Schulen, und das ist der zweite Grund, bieten aufgrund des Personalmangels eine eingeschränkte Betreuung während der Ferien an.
Warum ist es so schwer, da ein vernünftiges Angebot zu schaffen?
Der Senat sagt uns, dass das an den Kosten liegt. Es liegt natürlich am Geld und an der dünnen personellen Ausstattung von Schulen und Kitas. Die brauchen einfach viel mehr Personal. Aber es hapert manchmal auch an der Organisationsfähigkeit der Kitas und Schulen.
Viele Einrichtungen sagen auch, der Bedarf sei bei ihren Eltern nicht da. Ist es wirklich nur eine kleine Gruppe, die Ferienbetreuung braucht? Oder machen Eltern nicht genug Druck?
Nein. Aber wenn das Angebot nicht zufrieden stellend ist, dann suchen Eltern natürlich nach anderen Lösungen. Wir bringen unsere Kinder in diesem Jahr in der Ferienbetreuung des RBB unter. Seit zwei oder drei Jahren gibt es dort diese Betreuung, die von pädagogischem Fachpersonal gemeinsam mit ehemaligen Mitarbeitern angeboten wird. Dort kann man sein Kind wochenweise anmelden, es gibt Unternehmungen und Essen, die Betreuung geht von 9 bis 17 Uhr und kostet 50 Euro in der Woche. Das finde ich super.
Ist das ein Trend, dass Betriebe sich um die Betreuung des Mitarbeiter-Nachwuchses kümmern?
Ja. Die Betriebe sehen, dass die Eltern unzufrieden sind, sie sehen, dass die Eltern Probleme haben, ihren Urlaub zu kriegen, und sie haben ein Interesse daran, dass in den Ferien nicht plötzlich alle Eltern weg sind. Dieses Problem können sie lösen, indem sie ein Betreuungsangebot für Kinder schaffen.
Es gibt auch sonst viele Ferienangebote – etwa in Museen. Nur wissen die Eltern nichts davon. Woran liegt das?
Die Stadt ist groß, das Angebot vielfältig, und wer Angebote für Kinder macht, kommt oft schwer an sein Zielpublikum heran.
INTERVIEW: ALKE WIERTH