: NPD probt Schulterschluss
Beim Marsch durch Lüneburg hatten sich militante Kameradschaften und parlamentarisch orientierte Rechte wieder lieb. Gemeinsam wollen sie andere Parteien im Wahlkampf „aufsuchen“. In Lüneburg wurden sie mit Eiern beworfen
Der niedersächsische NPD-Spitzenkandidat Andreas Molau war zwar verhindert, doch ihre Botschaft zur Landtagswahl vermittelten die Neonazis bei ihrem Marsch in Lüneburg trotzdem: „Die Volksfront steht.“
Der Schulterschluss zwischen NPD und den militanten „Freien Kameradschaften“ ist seit dem Einzug der NPD in den Schweriner Landtag die neue Strategie, und so kündigte der „Freie Nationalist“ Christian Worch bei strahlendem Sonnenschein das NPD-Bundesvorstandsmitglied Thomas Wulff als „Kameraden“ an. Zuvor war Worch auf seinen ehemaligen Mitstreiter bei den „Freien Kameradschaften“ nicht ganz so gut zu sprechen gewesen.
An die 180 NPDler und Freie Kameraden marschierten am Samstag unter dem Motto „Gegen Demonstrationsverbot – Meinungsfreiheit erkämpfen“ vom Bahnhof durch den Stadtteil Neu Hagen. Einen Sarg mit der Aufschrift „Meinungsfreiheit“ trugen sie voran. Worch klagte, dass ihnen am 2. Juni dieses Recht beschnitten worden sei. Damals waren 350 Neonazis in Lüneburg aufmarschiert, nachdem in Schwerin ein Aufzug verboten worden war. Erst beim „Abmarsch“ konnte die Polizei einschreiten. Dabei wurde ein Beamter durch Tritte verletzt.
Am Samstag beschworen die Redner die Geschlossenheit. „Die Freien Kräfte werden mit der NPD einen erfolgreichen Wahlkamp führen“, versprach Dieter Riefling von den Freien Kameradschaften. Und sein Mit-Kamerad Sven Skode erklärte „ob militant oder friedlich, wichtig ist der Widerstand“. Im Wahlkampf werde man die Veranstaltungen der anderen Parteien „aufsuchen“.
Trillerpfeifen störten ihre Reden schon am Bahnhof. Zwei Frauen gelang es, über der NPD-Route ein Transparent mit der Aufschrift „Nazi-Dreck“ aufzuhängen. Die Polizei musste die Strecke verändern, an der Anwohner und Demonstranten protestierten. Aus den Wohnungen flogen Eier.
An die 1.000 Menschen seien auf der Straße gewesen, sagt Olaf Meyer von der Antifaschistischen Aktion Lüneburg/ Uelzen. Am Vormittag hatte ein Bündnis aus Parteien, Kirchen, Gewerkschaften und Antifa-Initiativen eine Kundgebung veranstaltet. Der Lüneburger Landessuperintendent Hans-Hermann Jantzen sagte vor etwa 500 Teilnehmern, es sei nötig, „Gesicht gegen Rechts“ zu zeigen. Im Vorfeld hatten lokale CDU- und FDP-Größen vor „der Antifa“ gewarnt, die sie als „extremistisch“ bezeichneten. ANDREAS SPEIT