: Echte Experten einladen
betr.: „Udo Ulfkottes Sorge um das Abendland. Der Kreuzretter“, taz vom 18. 7. 07
Ich weiß nicht, ob es auch anderen aufgefallen ist, aber in den letzten fünf Jahren hat sich eine schmierige Randfigur in die deutsche Medienlandschaft eingeschlichen: „der Experte“. Während zuvor Psychologieprofessoren, Religionswissenschaftler und Journalisten mit jahrelangen Erfahrungen in speziellen Regionen und auf bestimmten Themengebieten beratende Funktionen in Fernsehen, Funk und Printmedien hatten, lädt man heute überwiegend charakterlose Randfiguren ein. Leider ohne deren Kompetenzen und Qualifikationen näher zu durchleuchten. Herr Ulfkotte, mein persönlicher Lieblingsfeind in Sachen Integration, ist in diesem Zusammenhang, wie in ihrem Artikel trefflich dargestellt, eines der besten Beispiele.
Prinzipiell finde ich dieses Possenspiel extrem erheiternd. Den einzig richtigen Umgang mit dieser Persona non grata zeigte vor einigen Monaten Hans-Christian Ströbele in einer Abendsendung auf n-tv. Er ließ ihn mit feinsinniger und stechend scharfer Ironie abblitzen und dekonstruierte jedes seiner Argumente mit stichhaltigen Fakten. Hut ab, Herr Ströbele! Ulfkotte seinerseits blieben zu meiner absoluten Erheiterung Sprache und Gegenargumente zunehmend weg, und er offenbarte sein Innerstes: Ein kleines Bübchen, das gern wieder im Rampenlicht stehen würde. Dass dieser Wesenskern bei der ländlichen Rechtsaußen-Wählerschaft zieht, wundert mich weniger. Man möchte ihm halt helfen.
Ich wünsche mir jedenfalls einen neuen Trend in dieser Sache: echte Experten einzuladen. Empfehlung an erster Stelle: Prof. Dr. Werner Schiffauer. Im Gegensatz zu Ulfkotte et al. kann er auf eine lange empirisch fundierte Forschungsreihe zu sämtlichen Unterthemen im Bereich Integration und/oder Fundamentalismus zurückblicken. CHRISTIAN PETER OEHMICHEN, Ethnologe, Karlsruhe