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Archiv-Artikel

Engagiert und unterbezahlt

PROTEST Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes in Schleswig-Holstein treten in den Warnstreik: Sie bekommen weniger Gehalt als Mitarbeiter in anderen Bundesländern und fordern acht Prozent mehr

Von EST

Begeistert lobte der Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seine „engagierten Mitarbeiter“ in der Reha-Klinik in St. Peter-Ording, als das Haus im Mai ein Zertifikat für hochwertige Arbeit erhielt. Auf ihren Gehaltszetteln merken die Beschäftigten aber nichts von der Anerkennung: Gut zehn Prozent weniger als beim Deutschen Roten Kreuz sonst üblich erhielten die Angestellten in Schleswig-Holstein, hat die Gewerkschaft Ver.di ausgerechnet.

Am gestrigen Donnerstag traten nach Gewerkschaftsangaben rund 150 der landesweit gut 1.000 Beschäftigten in den Warnstreik. Bei einer Kundgebung vor der Geschäftsstelle in Kiel verlangten sie acht Prozent mehr Gehalt. Der DRK-Vorstand erklärte, er sei gesprächsbereit. Die Forderung nannte der Vorstand Klaus Crijns gegenüber der Nachrichtenagentur dpa aber „unverantwortlich und gleichzusetzen mit Arbeitsplatzvernichtung“.

Wohlfahrtsverbände orientieren sich in der Regel an den Gehältern des Öffentlichen Dienstes. Beim DRK in Schleswig-Holstein gelten aber sogar innerhalb des Hauses verschiedene Tarife: Dienststellen, die dem Landesverband angeschlossen sind, zahlen weniger als andere Einrichtungen unter dem Dach des Roten Kreuzes. Hintergrund war eine Fast-Pleite des Landesverbandes im Jahr 2004, in deren Folge Beschäftigte auf Geld verzichteten. Der Notlagen-Tarifvertrag ist inzwischen ausgelaufen, der Landesverband wolle aber nicht zu den DRK-üblichen Gehältern zurückkehren, kritisiert Sabine Hebenstein, Verhandlungsführerin bei Ver.di.

Sie geht davon aus, dass es zur Urabstimmung und damit zu unbefristeten Streiks kommt, wenn sich der DRK-Vorstand nicht bewegt: „Wenn sie zwar mit uns reden wollen, aber nicht über unsere Forderungen, bringt uns das nicht weiter.“ Crijns betonte, dass mit den heutigen Überschüssen noch der „riesige Verlust“ abgebaut werden müsse. In den vergangenen Jahren habe es bereits Sonderzahlungen gegeben. Streiks werde das DRK „aushalten“, so der Vorstand. EST