: Deutsche Völkerkunde
FRAUENFUSSBALL Die WM-Auslosung in Kanada beschert dem deutschen Team für den Sommer 2015 leichte Aufgaben. Angesichts der eher unbekannten Gegnerinnen behilft man sich mit bekannten Stereotypen
■ Gruppe A
Kanada, China, Neuseeland, Niederlande
■ Gruppe B
Deutschland, Elfenbeinküste, Norwegen, Thailand
■ Gruppe C
Japan, Ecuador, Kamerun, Schweiz
■ Gruppe D
Nigeria, Australien, Schweden, USA
■ Gruppe E
Brasilien, Costa Rica, Spanien, Südkorea
■ Gruppe F
Frankreich, England, Kolumbien, Mexiko
BERLIN taz/dpa | Losglück wurde den Deutschen wieder einmal attestiert. Die Gruppen-Auslosung der 7. Frauenfußball-WM in Kanada bescherte dem Team von Silvia Neid bis auf Norwegen, den EM-Finalgegner von 2013, keine schweren Kontrahentinnen. Zum Auftaktmatch der WM trifft man am 7. Juni in Ottawa auf die Elfenbeinküste. Von allen WM-Teilnehmern ist das afrikanische Team in der Fifa-Rangliste am schlechtesten bewertetet. Und Thailand, der dritte Gruppengegner, spielte bislang international eine ähnlich bedeutungslose Rolle.
Bedenkt man aber, dass von den sechs Gruppen sogar die besten vier Drittplatzierten sich fürs Achtelfinale qualifizieren, hätten die Deutschen sowieso kaum vor unlösbare Aufgeben gestellt werden können. Aufgrund der großen Niveauunterschiede im Frauenfußball kann man bereits jetzt erahnen, wer in die K.-o-Runde einziehen wird. Die Erweiterung des Teilnehmerfelds von 16 auf 24 Team ist mit einer großen Berechenbarkeit verbunden. Lediglich die Gruppenspiele mit dem zweimaligen Weltmeister USA, Australien, Schweden und Nigeria weisen ein gewisses Spannungspotenzial auf. Zumindest wird die WM den Erfahrungshorizont des deutschen Teams erweitern. Gegen die Elfenbeinküste und Thailand durfte man in der bisherigen Länderspielgeschichte noch nie antreten. Aber wie es den internationalen Gepflogenheiten entspricht, bewertete Bundestrainerin Neid die unbekannten Gegnerinnen mit größtem Respekt. „Asiatische Mannschaften sind dafür bekannt, technisch versiert und organisiert zu spielen“, sagte sie. Und ebenso mahnend sprach sie über die Elfenbeinküste: „Afrikanische Mannschaften muss man grundsätzlich ernst nehmen, sie sind zweikampfstark, schnell und athletisch.“ Es bleibt ja bis zum Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Kanada und China am 6. Juni in Edmonton noch ein bisschen Zeit, die eigenen Kenntnisse zu vertiefen. Aber: „Wir und Norwegen sind in der Gruppe sicher favorisiert“, räumte Neid ein. Die Partien gegen die Elfenbeinküste, Norwegen (11. Juni) und Thailand (15. Juni) werden alle um 22 Uhr deutscher Zeit angepfiffen. Die Kunstrasendebatte, die seit Monaten schwelt, spielte bei der Auslosung keine Rolle mehr.
Erstmals wird die WM auf einem künstlichen Belag ausgetragen. Rund 60 Nationalspielerinnen hatten vor dem Menschengerichtshof von Ontario geklagt, weil sie in der Ungleichbehandlung zur Männer-WM eine Diskriminierung sehen. Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke erklärte in Ottawa: „Jeder, der von Diskriminierung spricht, redet Nonsens.“ In den Fifa-Regularien sei generell die Möglichkeit verankert, auf Kunstrasen zu spielen.