: Migranten machen Arbeit
Spät migrierte junge Menschen haben auf dem Arbeitsmarkt besonders wenig Chancen. Mit einem Modellprojekt versucht der Senat Hilfe anzubieten – doch erst mal müssen die Berater dazulernen
VON ALKE WIERTH
5 von 41 MigrantInnen, die sich am Ende eines beruflichen Qualifizierungsprojektes zu dessen Erfolg befragen ließen, haben Arbeit gefunden. Diese Bilanz eines Modellversuchs der Senatsverwaltung für Integration und Arbeit und des Jobcenters Kreuzberg-Friedrichshain erscheint mager.
Und auch der Blick auf die weiteren Zahlen führt zunächst zu der Frage, warum Senatorin Heidi Knake-Werner (Die Linke) ausgerechnet dieses Projekt für fortsetzungswürdig hält. Denn von den 550 Personen, die das Jobcenter für die Maßnahme vorsah, nahmen nur 128 das Angebot überhaupt an. Davon wiederum brach über die Hälfte vorzeitig ab: Nur 59 TeilnehmerInnen beendeten die Qualifizierung. Über drei Viertel von ihnen sind danach wieder arbeitslos.
Es sei eben „ein schwieriger Weg“, sagte Senatorin Knake-Werner bei der Vorstellung des Berichts über das Modellprojekt QSI. QSI steht für „Qualifikation, Sprache und Integration“. Das Angebot richtet sich speziell an solche jungen MigrantInnen, die auf dem Arbeitsmarkt kaum zu vermitteln sind – etwa, weil ihre Deutschkenntnisse für die Arbeitsaufnahme nicht ausreichen oder weil sie bisher keine Arbeitserfahrung gemacht haben. Alle TeilnehmerInnen bekamen ALG II. Zu der elf Monate dauernden Maßnahme, die auf vier unterschiedliche Berufsfelder wie Pflege, Gastronomie, Handel oder Technik abzielte, gehörten deshalb auch Deutschkurse sowie Hilfsangebote, die der „persönlichen und sozialen Stabilisierung“ dienen sollten, z. B. Schuldenberatung oder Erziehungshilfe. Das Projekt wurde wissenschaftlich betreut.
80 Prozent der TeilnehmerInnen hatten in einer Befragung „arbeiten“ als wichtiges Ziel angegeben. Dennoch brachen 69 von 128 das Projekt vorzeitig ab. Die Maßnahme habe „für sie persönlich nicht gepasst“, gaben knapp 40 Prozent der AbbrecherInnen als Grund an. Mehr als die Häfte beklagte, die Deutschförderung sei nicht ausreichend.
Dabei sollte das QSI-Projekt gerade individuell zugeschnittene Kombinationen einzelner Fördermaßnahmen ermöglichen. Es habe „Probleme bei der Auswahl geeigneter TeilnehmerInnen gegeben“, räumt Stephan Felisiak, Leiter des Kreuzberg-Friedrichshainer Jobcenters, ein. Man werde die Teilnehmer in Zukunft „weniger heterogen“ zusammensetzen, sagte auch Frank Schröder von der Beraterfirma „Zukunft im Zentrum“, die das Projekt mit entwickelt und begleitet hat. Am ersten Durchlauf nahmen neben SpätaussiedlerInnen Flüchtlingen aus dem Libanon oder dem früheren Jugoslawien sowie Familiennachzügler und HeiratsmigrantInnen aus der Türkei teil – mit jeweils sehr unterschiedlichen Voraussetzungen.
Die Maßnahme sei „ein erster Schritt“, an dessen Ende nicht bereits mit der Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt zu rechnen sei, sagte Senatorin Knake-Werner. Es sei aber notwendig, den Menschen eine Chance zu bieten: „Wir können sie nicht einfach auf der Strecke lassen.“ Sie will das Projekt QSI zukünftig auch mit den Jobcentern Neukölln und Mitte fortsetzen.