: Der äußere Druck auf die Lokführer wächst
Vor dem Beginn der Urabstimmung über einen unbefristeten Streik sieht sich die GDL zunehmend isoliert
BERLIN ap/rtr ■ Vor der Urabstimmung bei der Deutschen Bahn wächst der Druck auf die Lokführer und den Konzern, den drohenden Streik in der Ferienzeit doch noch abzuwenden. Am Wochenende schaltete sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein und mahnte die Tarifpartner zur Verantwortung. Die Lokführergewerkschaft GDL, die ab dem heutigen Montag die Urabstimmung einleiten will, sieht sich zunehmend in der Kritik.
Die GDL hatte nach ergebnislosen Verhandlungen mit der Bahn AG in der vergangenen Woche angekündigt, womöglich ab 6. August zu streiken. Kanzlerin Merkel sagte der Passauer Neuen Presse: „Jetzt in der Ferienzeit wäre es natürlich wünschenswert, dass die Menschen ihren Urlaubsort auch mit der Bahn möglichst unbeschwert und gut erreichen können.“ Es sei jedoch guter Brauch, dass sich die Politik nicht in Tarifauseinandersetzungen einmische.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisierte, die GDL spalte die Bahnbeschäftigten und gefährde den Flächentarifvertrag. Dem Focus sagte DGB-Chef Michael Sommer, die GDL sei aus der Tarifgemeinschaft für die Bahn ausgeschert, um für wenige Berufsgruppen mehr herauszuholen. Er hoffe, dass dies nicht Schule mache. Sommer forderte die GDL auf, wieder mit den anderen Bahngewerkschaften Transnet und GDBA zusammenzuarbeiten. Diese haben mit der Bahn einen Tarifvertrag vereinbart, der unter anderem Lohnerhöhungen von rund 4,5 Prozent vorsieht.
Transnet-Chef Norbert Hansen schlägt als Ausweg aus dem festgefahrenen Tarifkonflikt vor, mit der Deutschen Bahn AG über Verbesserungen bei der Eingruppierung bestimmter Mitarbeiter zu verhandeln. Die drei Bahngewerkschaften sollten dabei eine Verhandlungsgemeinschaft bilden. „Das heißt, die GDL kann ihr Ziel auch ohne einen eigenen Tarifvertrag mit uns gemeinsam erreichen“, sagte er im NDR.
Dabei gehe es nicht nur um die Eingruppierung der Lokführer. „Es gibt auch andere Berufe bei der Eisenbahn, die sehr stark mit dem Sicherheitssystem zu tun haben, Qualifikationen und Leistung bringen müssen“, betonte Hansen. Aus Gründen der Gleichbehandlung müsse auch über diese verhandelt werden.