■ Heiligabend auf St. Pauli Deutschland 1968, R: Klaus Wildenhahn

Der Film steigt am 24. Dezember 1967 um 6 Uhr abends ein und endet am 25. Dezember um 4 Uhr morgens – zehn Stunden in einer Eckkneipe, die Wildenhahns Art zu filmen zeigt: Die behutsame Beobachtung von in die Randständigkeit gedrängten Prozessen und Menschen, auf die in dieser Gesellschaft sonst kein Wert gelegt wird.

Di, 19 Uhr, Metropolis, Hamburg

 Drei Haselnüsse für Aschenbrödel DDR/CSSR 1973, R: Václav Vorlícek, D: Libuse Safránková, Rolf Hoppe

Der Märchenfilm von 1975 hat Romantik, Winterwetter, goldene Löckchen, blaue Kleider und schöne Pferde. Dazu juchzt herrlich die Filmmusik von Karel Svoboda.

So, 15 Uhr, B-Movie, Hamburg

 Das Mädchen Wadjda USA/Saudi-Arabien 2012, R: Haifaa al-Mansour

In Saudi-Arabien wurden in den 70ern alle Kinos geschlossen. Den ersten saudischen Kinofilm hat nun eine Frau gemacht, die die Frauenrolle im Land hinterfragt. Die zehnjährige Protagonistin will ein Fahrrad kaufen, obwohl ihre Mutter ihr erklärt, dass Frauen kein Fahrrad fahren dürfen. Auch die 39-jährige Regisseurin Haifaa al-Mansour durfte während der Dreharbeiten nicht mit Männern zusammenarbeiten – sie saß im Lieferwagen und gab ihrem Team Anweisungen per Funk.

Mi, 19.30 Uhr, Kino im Künstlerhaus, Hannover

Schildkröten können fliegen Iran/Irak 2004, R: Bahman Ghobadi, D: Soran Ebrahim, Avaz Latif

Kurdische Flüchtlingskinder im Norden des Irak spielen in Bahman Ghobadis Film „Schildkröten können fliegen“ ihre eigene Geschichte. Die Gruppe um den 13-jährigen Jungen Satellit verdient Geld mit dem Aufspüren von Landminen. In seiner Freizeit versucht Satellit eine Antenne aufzubauen, um Nachrichtenbilder vom Krieg zwischen den USA und dem Irak empfangen zu können.

So, 18 Uhr, Cine K in den Kulturetagen, Oldenburg

 In ihren Augen Argentinien 2009, R: Juan José Campanella, D: Ricardo Darín, Soledad Villamil

Auf den ersten Blick wirkt „In ihren Augen“ wie ein Polizei-Thriller über Polizei und Staatsanwaltschaft im Argentinien von 1974, die einen Fall von brutaler Vergewaltigung und Mord untersuchen und aufklären. Aber der Film zwingt dazu, genauer hinzusehen, wirkt nie überladen oder konstruiert. Regisseur Campanella entpuppt sich als ein meisterhafter Erzähler, dem es gelingt, das Publikum immer wieder zu fesseln, indem er neue Leidenschaften und Geheimnisse entdecken lässt.

Di–Do, 20 Uhr, City 46, Bremen