: Streit im Hinterzimmer
KLIMA II Nach Ankunft der Minister wird es auf der Klimakonferenz ernst: Wer gilt zukünftig als Täter, wer als Opfer? Und wer bezahlt wie viel?
LIMA taz | Drei Tage vor ihrem Ende ist die Klimakonferenz an einem entscheidenden Moment angelangt. Nach guter Laune in den ersten zehn Tagen ringen die 195 Staaten nun nach der Ankunft der Minister vor allem um Zusagen zur Finanzierung und um die Konstruktion eines Abkommens. Während im Plenum die Minister ihre dreiminütigen Statements halten, wird in den Hinterzimmern gepokert.
Beim Geld gab es dabei erst einmal gute Nachrichten: Australien und Belgien legten zusammen knapp 250 Millionen Dollar in den „Green Climate Fund“ und brachten diesen Topf damit über die magische Grenze von 10 Milliarden. Doch ein anderer Streit ums Geld könnte sich als Sprengsatz für die Verhandlungen erweisen: Die Schwellenländer fordern, dass sich die Industriestaaten noch vor der Konferenz in Paris einseitig auf konkrete Finanzierungen ab 2019 festlegen. Für die Industriestaaten ist das inakzeptabel. Der EU-Klimakommissar Miguel Arias Cañete hat bereits angekündigt, diesen Passus aus dem Verhandlungstext zu streichen.
Das wiederum könnte einen Aufstand der ärmeren Länder provozieren und die alten Fronten zwischen „Reichen“ und „Armen“ wiederherstellen. Seit einigen Jahren bröckelt diese „Brandmauer“ zwischen den Staaten; in Lima etwa haben die Philippinen den Kreis der Blockierer verlassen.
Zu klären wäre hier eine neue Kohlenstoff-Weltordnung: Wer gilt als Verschmutzer, wer als Opfer? Wer zahlt Geld, wer bekommt welches? Um diese Frage kreisen letztlich alle Debatten, die sich hinter den technischen Fragen verbergen. Da geht es darum, nach welchen Kriterien die Länder ihre Versprechen für die entscheidende Konferenz in Paris auf den Tisch legen sollen. Derzeit liegen sechs Optionen vor. Für einen Kompromiss in diesen zähen Verhandlungen denkt der peruanische Umweltminister Manuel Pulgar Vidal bereits darüber nach, die Verhandler in Kleinstgruppen zusammenzusperren. Drei Tage und drei Nächte haben sie noch.
BERNHARD PÖTTER