: „Jetzt wird saniert“
MIETDRUCK Bei einer Konferenz von Die Linke suchen Experten nach Lösungen fürs Wohnungsproblem
■ 53, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft seit 2011, ist wohnungspolitische Sprecherin der Linksfraktion.
taz: Frau Bernhard, hat Bremen überhaupt ein Mietpreisproblem?
Claudia Bernhard: Ja, und zwar ganz massiv, gerade wenn Sie in dem Segment gucken, das man gemeinhin als bezahlbaren Wohnraum bezeichnet.
Wenn ich nach Hamburg schaue, denke ich – hier Bremen ist doch okay, wozu jetzt so ’ne große wohnungspolitische Konferenz …?
Natürlich ist das immer eine relative Größe. Aber, dass wir ein zugespitztes Problem der Verdrängung haben, von den immer teurer werdenden zentralen Quartieren an die Ränder, ist offenkundig: Im Viertel liegen die Mieten schon höher als in Schwachhausen!
Naja, dass in begehrten Gegenden die Mieten steigen, ist jetzt kein Drama, oder?
Der Druck setzt sich ja fort auch in die Randlagen: In Findorff wird es eng, ich höre aber auch aus Gröpelingen oder aus dem Schweizer Viertel in Ellenerbrok, dass viele die Mietsteigerungen nicht mehr mitmachen können.
Das ist keine Spitzenlage.
Nein – und zugleich bringt da die aktuelle Mietpreisbremse nichts, weil auch die erlaubte Steigerung für die einkommensschwachen MieterInnen nicht mehr zu bewältigen ist: Das ist ein ganz massives Problem.
Was heißt massiv in Zahlen?
Das ist schwer zu beziffern: Wir gehen davon aus, dass etwa 400 Haushalte unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedroht sind. Zu dem Problem trägt auch bei, dass die großen Tycoone ihre Geschäftsphilosophie umstellen. Früher haben die ihre Immobilien gekauft und verelenden lassen, während sie die Mieten kassiert haben, die vom Amt kamen. Jetzt wird saniert.
Das ist doch nicht schlecht?
Nein, kein Mensch sagt etwas gegen sanierte Wohnungen. Bloß erlaubt das erhebliche Mietsteigerungen – und die werden von den privatwirtschaftlichen Unternehmen auch vollzogen. Deswegen wäre es wichtig, für ein ausreichendes kommunales Angebot zu sorgen. Interview: BES
Konferenz: „Bremen für alle statt schöner Wohnen für Reiche“, Martinsclub, Buntentorsteinweg 24, 15-20 Uhr