: Trauernicht wehrt sich gegen Vorwürfe
Vattenfall-Affäre: Schleswig-holsteinische Sozialministerin bestreitet Versäumnisse vor Krümmel-Durchsuchung
KIEL dpa ■ Gut vier Wochen nach den Pannen im Kernkraftwerk Krümmel muss sich die zuständige schleswig-holsteinische Ministerin Gitta Trauernicht gegen neue Vorwürfe und Rücktrittsforderungen wehren. Nach Medienberichten soll sie mehr gewusst haben als bislang zugegeben. Trauernicht habe den Namen des Reaktorfahrers bereits gekannt, als sie Vattenfall noch öffentlich zu dessen Nennung aufgefordert habe und bevor die Staatsanwaltschaft am 13. Juli per Durchsuchungsbeschluss den Betreiberkonzern zur Preisgabe gezwungen habe. Die Sozialministerin wies dies entschieden zurück und sprach von einer „völligen Verdrehung der Tatsachen“. Nach dem Brand am 28. Juni ist das Kraftwerk vom Netz.
Laut Medienberichten hat die Lübecker Staatsanwaltschaft bestätigt, dass das Ministerium schon am 12. Juli die Namen des Schichtleiters und zweier Reaktorfahrer kannte, die am Tag des Brandes Dienst hatten. Das Ministerium bestätigte zwar, an jenem Tag eine handschriftliche Abschrift von Namen verschiedener Schichtmitarbeiter erhalten zu haben. Allerdings habe der Betreiber die Auskunft darüber verweigert, wer eine Atemschutzmaske getragen habe, so Trauernicht.
Den Namen hatte die Staatsanwaltschaft im Zuge ihres Ermittlungsverfahrens wegen fahrlässiger Körperverletzung gefordert. Bei dem Brand war Rauch in den Leitstand gelangt, der Reaktorfahrer musste Atemschutz anlegen. „Es ist daher nicht auszuschließen, dass er Anzeichen einer Rauchvergiftung wie Reizungen der Schleimhäute, Atemnot oder Ähnliches erlitten hat“, hatte die Staatsanwaltschaft begründet. Dies könne den Tatbestand der fahrlässigen Körperverletzung erfüllen. Am 13. Juli waren die Ermittler mit einem Durchsuchungsbeschluss im AKW angerückt und hatten ein Gespräch mit dem Reaktorfahrer erzwungen. „Wenn wir sie [die Namen] gehabt hätten, wären die Maßnahmen so nicht gelaufen“, so ein Sprecher der Anklagebehörde.
Nach Meinung Trauernichts soll durch die Berichte der Eindruck erweckt werden, als hätte sie mit unlauteren Methoden gegen den Konzern Vattenfall gekämpft. „Dies weise ich entschieden zurück“, so die Ministerin.