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Archiv-Artikel

In der Sackgasse

BERLIN afp/dpa/ap/rtr ■ Im Fall der 22 in Afghanistan entführten Südkoreanern sind am Montag zwei neuerliche Ultimaten der radikalislamischen Taliban verstrichen. Ein afghanischer Unterhändler sagte, die Verhandlungen steckten „in der Sackgasse“. Taliban-Sprecher Jussuf Ahmadi kündigte an, jetzt werde ein Rat einberufen, um über das Schicksal der am 19. Juli entführten Geiseln zu entscheiden.

„Wir sind es jetzt leid, die Regierung betrügt uns“, drohte Ahmadi. Die Regierungsunterhändler hatten um eine Fristverlängerung von 48 Stunden gebeten, um eine Einigung vorzubereiten. Die Geiselnehmer gingen darauf ein. Stammesälteste in der Provinz Ghasni südlich der Hauptstadt Kabul versuchten seit Montagmorgen, die Taliban zum Einlenken zu bewegen.

Mittlerweile drohte ein hochrangiger Beamter in Ghasni, wo die Gruppe entführt worden war, bei einem Scheitern der Verhandlungen würden die Behörden eine gewaltsame Befreiung erwägen. Afghanische Sicherheitskräfte hatten schon vor einer Woche den Bezirk Karabagh durchkämmt, wo sie die 16 Frauen und 6 Männer aus Südkorea vermuteten.

Zugleich bemüht sich die deutsche Regierung um einen deutschen Bauingenieur, der seit bald zwei Wochen in den Händen von afghanischen Entführern ist. Nach einem Bericht des Spiegels wird er in einem Bergversteck festgehalten und darf täglich mit dem Krisenstab telefonieren. Eine zweiter Deutscher war während der Geiselhaft ums Leben gekommen.

Die Bundesregierung zeigte sich unterdessen offen für die Entsendung weiterer Soldaten nach Afghanistan. Man müsse mit den Verantwortlichen in der internationalen Schutztruppe Isaf und den Partnern in der Nato klären, ob es Aufgaben gebe, die Deutschland verstärkt übernehmen soll, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg. Außerdem müsse geprüft werden, ob die Bundeswehr über die entsprechenden Fähigkeiten verfüge.

Die Nato kündigte indes an, ihre Taktik in Afghanistan zu ändern, um die Zahl ziviler Opfer deutlich zu senken. Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer sagte der Financial Times, die zunehmende Zahl von getöteten afghanischen Zivilpersonen gefährde die Unterstützung der Allianz in der Bevölkerung. Der Kommandeur der 35.000 Nato-Soldaten, General Dan McNeill, habe die Truppen angewiesen, Einsätze zu stoppen, wenn Zivilisten getroffen werden könnten.

„Wenn das bedeutet, dass wir die Taliban nicht am Mittwoch, sondern am Donnerstag angreifen, dann kriegen wir sie halt dann“, sagte De Hoop Scheffer weiter. Zudem werde erwogen, in gewissen Situationen kleinere Bomben einzusetzen, sagte De Hoop Scheffer. „Wenn man das Flugzeug mit einer 250-Kilo-Bombe statt einer 500-Kilo-Bombe belädt, könnte das einen Riesenunterschied machen“, sagte ein Nato-Diplomat. Seit Jahresbeginn sind der Regierung in Kabul und Hilfsorganisationen zufolge mehr als 330 Zivilisten bei Einsätzen von ausländischen Soldaten ums Leben gekommen.