: SPD lehnt Sektenbeauftragten ab
Der Streit über Scientology-Beratung für Aussteiger hat nun das Abgeordnetenhaus erreicht. CDU fordert Kompetenzzentrum. SPD warnt vor „purem Aktionismus“
In der Diskussion über die Beratungsangebote für Scientology-Aussteiger lehnt die SPD-Fraktion die Einrichtung eines speziellen Kompetenzzentrums ab. Eine entsprechende Forderung der CDU-Fraktion sei „purer Aktionismus“ und helfe niemandem, sagte gestern der SPD-Innenexperte Thomas Kleineidam. Hintergrund des Streits ist der Fall einer 14-jährigen Aussteigewilligen, die bei der Hamburger „Arbeitsgruppe Scientology“ unter Leitung von Ursula Caberta um Hilfe ersucht hatte.
Laut Kleineidam ist es Aufgabe der Innenverwaltung, verfassungsfeindliche Bestrebungen zu beobachten und bei Verdacht von Straftaten zu ermitteln. Für Präventionsmaßnahmen gegen Sekten und konkrete Hilfen für Betroffene sei dagegen die Jugendverwaltung zuständig. Hier gebe es jahrelange Erfahrungen, die erforderliche Fachkompetenz sei vorhanden.
Die 14-Jährige aus Berlin hatte sich zusammen mit ihrem 25 Jahre alten Stiefbruder in Hamburg an die „Arbeitsgruppe Scientology“ der Innenbehörde gewandt, um aus der Organisation auszusteigen. Das Mädchen soll sich derzeit in Obhut des Jugendamts befinden. Die Oppositionsfraktionen im Abgeordnetenhaus forderten nach Bekanntwerden des Falls einen Ausbau des Beratungsangebots für Scientology-Aussteiger.
Ärger gibt es nun auch mit den Eltern des Mädchens, die nach wie vor Anhänger der Sekte sind. Sie kündigten an, gegen die Hamburger Sektenbeauftragte Caberta zu klagen. Scientology-Sprecherin Sabine Weber bezeichnete die Beauftragte als „fanatische Scientology-Gegnerin“. Sie wirft Caberta vor, persönliche Daten gegen den Willen des Kindes an die Öffentlichkeit getragen zu haben. „Es ist skandalös, dass sich jetzt Eltern nur noch mit einer Strafanzeige zur Wehr setzen können“, sagte die Sprecherin der Sekte.
Die Klage dürfte im Sande verlaufen. Bislang wurde offiziell die Identität des Kindes und der Eltern noch gar nicht bestätigt. Das hat Scientology mit der Presseerklärung nun selbst getan.
DDP, TAZ