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Archiv-Artikel

Dschihadisten erobern wichtige Armeebasen

SYRIEN Die al-Qaida-nahe Gruppe al-Nusra hat die Provinz Idlib jetzt vollständig unter Kontrolle

BEIRUT afp/taz | Die Al-Nusra-Front und verbündete Dschihadistengruppen haben am Montag bei einer Blitzoffensive im Nordwesten Syriens zwei wichtige Stützpunkte der Assad-Armee erobert. Der syrische Ableger des Terrornetzwerks al-Qaida habe mit Unterstützung der Gruppen Dschund al-Aksa und Ahrar al-Scham die regional wichtigen Militärbasen Wadi al-Deif und Hamidijeh nach heftigen Kämpfen eingenommen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag. Die Al-Nusra-Front verstärkt damit ihre Kontrolle über die Provinz Idlib.

„Der Vorstoß der Dschihadisten hat große symbolische Bedeutung und zeigt den (gemäßigten) Rebellen, dass die Al-Nusra-Front wirklich in der Gegend die Kontrolle hat“, sagte der Leiter der oppositionsnahen Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, in London. Demnach setzte die Miliz bei dem am Sonntagmorgen begonnenen Angriff auf Wadi al-Deif Panzer und andere schwere Waffen ein, die sie im November von der Syrischen Revolutionsfront erbeutet hatte, einer vom Westen unterstützten moderaten Rebellengruppe.

Mit der Eroberung der beiden Militärbasen ist der Großteil der Provinz Idlib nunmehr unter Kontrolle der Al-Nusra-Front. Die Dschihadistengruppe hatte im November die gemäßigten Rebellen aus weiten Gebieten im Nordwesten des Landes vertrieben. Die Rebellen hatten Wadi al-Deif zwei Jahre lang belagert, doch war es ihnen nicht gelungen, den Stützpunkt einzunehmen. Idlib war eine der ersten Provinzen, die nach Beginn des Volksaufstands im Frühjahr 2011 an die Rebellen fiel.

Die Gruppe Ahrar al-Scham hatte sich bis September eher auf Distanz zu radikaleren Dschihadistengruppen gehalten. Nachdem am 9. September bei einem Anschlag ihre gesamte Führung getötet wurde, schloss sie sich aber mit der Al-Nusra-Front zusammen. Am Montag warf Ahrar al-Scham einer „kriminellen Gruppe“ mit „internationalen Verbindungen“ vor, hinter dem Anschlag zu stecken. Laut Abdel Rahman ist dies ein Verweis auf westliche Geheimdienste.

Unterdessen stellte sich die EU hinter Bemühungen der Vereinten Nationen, eine Feuerpause in Syriens zweitgrößter Stadt Aleppo zu vermitteln. Europa werde den UN-Sondergesandten Staffan de Mistura bei seinen Anstrengungen unterstützen, örtliche Waffenruhen zu erreichen, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini beim EU-Außenministertreffen in Brüssel. Die UNO bemüht sich um Feuerpausen auf örtlicher Ebene, um Hilfsgüter zu verteilen.