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Archiv-Artikel

SVEN HANSEN ÜBER AFGHANISCHE TALIBAN UND DAS ATTENTAT IN PAKISTAN Unglaubwürdige Distanzierung

Afghanistans Taliban haben sich von dem Angriff auf die vom Militär geführte öffentliche Schule im pakistanischen Peschawar distanziert. Für die als Rache bezeichnete Tat mit 131 getöteten Schulkindern hatten die pakistanischen Taliban die Verantwortung übernommen. Der Angriff verstoße gegen die „Grundsätze des Islam“, Unschuldige, Frauen und Kinder vorsätzlich zu töten, erklärte der afghanische Talibansprecher Sabiullah Mudschahid. Er sprach den Betroffenen sein Beileid aus und erklärte, mit ihnen zu trauern.

Mudschahids Erklärung ist grundsätzlich zu begrüßen. Doch ist sie angesichts der bisherigen Praxis total unglaubwürdig. Die Taliban-Organisationen in beiden Ländern sympathisieren miteinander, sind aber getrennt. Gelegentlich unterscheiden sie sich im Vorgehen. Vereinfacht gesagt sind die afghanischen Taliban realpolitischer, auch aus ihrer früheren Regierungserfahrung heraus. Die sehen sie selbst heute durchaus selbstkritisch. Die pakistanischen Taliban dagegen sind fundamentalistischer, wobei es auch dort, speziell unter den Stammeskämpfern, gemäßigtere Positionen gibt. Die Afghanen werden zentraler geführt, in Pakistan sind Eigeninteressen rivalisierender Gruppen klarer zu erkennen.

Distanzieren sich jetzt Afghanistans Taliban vom Anschlag auf Kinder in Pakistan, übersehen sie offenbar, dass sie erst letzte Woche die Verantwortung für einen Selbstmordanschlag auf die französische Schule samt Kulturzentrum in Kabul übernommen hatten. Dort führten Jugendliche ein Stück gegen Selbstmordattentate auf, als sich ein 16-Jähriger in die Luft sprengte und mehrere Personen, darunter einen Deutschen, tötete. Die Taliban erklärten, die Aufführung habe „islamische Werte entweiht“. Die Verwirrung der Taliban ist tödlich.

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