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Archiv-Artikel

EU deckelt Gebühren für Kreditkarten

GELD Derzeit verlangen Visa oder Mastercard bis zu 1,8 Prozent des Kaufpreises vom Einzelhändler, bei EC-Plastikgeld sind es 0,49 Prozent. Jetzt kommt eine Obergrenze. Fraglich, ob der Kunde davon profitiert

„Wir erwarten, dass die Einzelhändler die Preise senken“

MONIQUE GOYENS, BEUC

BRÜSSEL dpa | Für den Einkauf mit Kredit- und EC-Karten werden in Europa künftig geringere Gebühren fällig. Damit würden Händler entlastet und letztlich auch die Kunden, betonte das Europaparlament nach Verhandlungen mit Vertretern der 28 EU-Mitgliedstaaten. Verbraucherverbände begrüßten die am Mittwochabend bekannt gegebene Einigung. Bei der Deckelung geht es um Verarbeitungsgebühren, die Banken untereinander festlegen und von den Einzelhändlern verlangen, wenn Kunden beim Einkauf mit Karte zahlen.

Die Händler schlagen diese Gebühren zumeist auf die Preise auf. Künftig sollen die Gebühren bei Kreditkarten höchstens 0,3 Prozent des Kaufpreises betragen dürfen, bei EC- und anderen Bankkarten 0,2 Prozent. Große Anbieter in dem Bereich sind etwa Visa oder Mastercard. Nach Informationen der Kommission lag die durchschnittliche Gebühr in Deutschland im vergangenen Jahr bei Kreditkarten bei 1,8 Prozent und bei EC- und sonstigen Bankkarten bei 0,49 Prozent.

Mit der Begrenzung erspare die EU den Verbrauchern Milliarden, meinte der Grünen-Europaabgeordnete Sven Giegold. Nach seinen Angaben zahlen Händler in Europa 6 Milliarden Euro jährlich für Kartenzahlungen. Für inländische Transaktionen mit Debitkarten können die EU-Staaten auch eine feste Gebühr von 5 Cent alternativ zum Deckel von 0,2 Prozent einführen. „Damit herrschen in ganz Europa einheitliche Bedingungen und Transparenz für den Verbraucher“, betonte der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber.

Ein Frage bleibt allerdings: Wird der Handel den Kostenvorteil an die Verbraucher weitergeben? Monique Goyens von der europäischen Verbraucherorganisation BEUC erhofft sich deutliche Entlastung für die Menschen. Die Banken hätten es vorgezogen, den Verbrauchern Karten mit höheren Gebühren auszustellen, weil das ihre Einnahmen garantiert habe. Die hohen Tarife seien ein Hindernis für einen gemeinsamen europäischen Markt in dem Bereich. „Wir erwarten nun, dass die Einzelhändler sich an ihr Versprechen halten, die niedrigeren Kosten an die Verbraucher weiterzugeben, indem sie die Preise senken.“ Der Kompromiss muss später noch von Parlament und EU-Ministerrat in Brüssel – dort sind die Mitgliedstaaten vertreten – förmlich bestätigt werden. Der Gebühren-Deckel soll sechs Monate nach Inkrafttreten des Gesetzes greifen. Das Europaparlament wird erst im kommenden Jahr über den Kompromiss abstimmen können.