: Bunt und billig
Cumbia-Musik kommt ursprünglich aus der kolumbianischen Folklore. Einwanderer machten sie in den Siebzigerjahren auch in Argentinien populär, besonders in den Slums, den Villas Miserias. Dort entstand die sex- und gewaltgeladene Cumbia Villera nach Art des Gangsta-Rap. Die sanftere Cumbia Romántica handelt von Liebe und zarten Gefühlen. Beiden gemeinsam sind ein stampfender Rhythmus, schlichte Melodien, der Einsatz von Keyboard und Percussion – und die Ablehnung des gebildeten Bürgertums. Unter Studenten, Künstlern und Clubgängern sind die Cumbia und ihre sexualisierte Tanzkultur neuerdings in.
Cartoneros nennt man in Argentinien die Müllsammler, die nach Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen von Buenos Aires ziehen und Wertstoffe wie Karton, Papier und Plastik aus den Müllsäcken klauben. Reich werden mit dem Müll nur die Zwischenhändler – an einem Kilo Karton verdient ein Cartonero etwa zehn Cent. Für viele Bewohner der Elendsviertel und illegale Migranten ist das Kartonsammeln die einzige Überlebensmöglichkeit. Ihre Zahl wird auf zwanzig- bis fünfzigtausend geschätzt.
Eloisa Cartonera, der laut Selbstdarstellung „bunteste Verlag der Welt“, wurde 2003 von Washington Cucurto und Freunden aus der Literaturszene gegründet. Das als Kooperative organisierte Unternehmen ist Nischenverlag und Sozialprojekt in einem: Eloisa Cartonera kauft die Kartons für die Buchumschläge direkt von den Kartonsammlern, zu fairen Preisen. Ehemalige Cartoneros haben bei Eloisa Arbeit in der Buchherstellung gefunden und bestimmen auch über das Verlagsprogramm mit. Das ist explizit südamerikanisch und schräg: argentinische Klassiker wie Rudolfo Walsh werden ebenso zu Billigpreisen unters Volk gebracht wie Newcomer aus Uruguay oder Experimentelles aus Kolumbien. Einziges europäisches Ehrenmitglied bei Eloisa Cartonera ist der deutsche Journalist Timo Berger, ein Freund Cucurtos, der dessen Ideen in Deutschland verbreitet. NINA APIN