: Der Star-Rebell von Darfur
Heute will Suleiman Jamous es wagen: Der Mann, mit dem Hollywood-Star Mia Farrow nach eigenem Bekunden gern den Platz tauschen würde, möchte das UN-Krankenhaus von Kadugli verlassen und mit der UNO nach Kenia fliegen. Dort sollen Ärzte eine Unterleibserkrankung behandeln, die der 62-Jährige seit 2003 mit sich herumschleppt – damals war der Rebellenkommandant, der sich selbst „humanitärer Koordinator“ der Sudanesischen Befreiungsarmee (SLA) nennt, in Haft.
Seit er in Kadugli festgehalten wird, ist Jamous zum Star nicht nur der Rebellenbewegung in Darfur aufgestiegen. „Suleiman Jamous glänzt durch seine unbestreitbare moralische Integrität“, schwärmt etwa Unicef-Botschafterin Mia Farrow. Das Schreiben an Sudans Regierung, in dem die Freilassung Jamous’ gefordert wird, hat auch Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu unterzeichnet. Vermittler der UNO und und der Afrikanischen Union loben Jamous als Vermittler für einen Frieden zwischen Rebellen und den Kräften der Regierung in Khartoum.
Jamous hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Nach dem Putsch von Sudans Präsident Omar al-Baschir schloss er sich seiner Regierung an und galt als Islamist. Später wurde Jamous, der zur Zaghawa-Ethnie gehört, als einer von wenigen Intellektuellen Mitglied der SLA. Er war dafür zuständig, dass die humanitäre Hilfe die Bevölkerung in Darfur erreichte – und die Waffenlieferungen die Rebellen. Dass Jamous tatsächlich „nie eine Waffe in der Hand hielt“ (Jamous über Jamous), ist mehr als unwahrscheinlich.
Als sich die SLA 2005 spaltete, schloss Jamous sich der Fraktion Minni Minnawis, ebenfalls Zaghawa, an. Doch als Minnawi im Mai 2006 einen Friedensvertrag mit Sudans Regierung unterschrieb, zerstritten sich die beiden – Minnawi nahm Jamous fest, die UNO flog ihn in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in sein jetziges Gefängnis in Kadugli. So sauer war die Regierung in Khartum über diesen Schritt, dass sie alle UN-Operationen in Darfur für mehrere Tage unterband. Denn Jamous sitzt nicht untätig im Krankenbett: Nach wie vor gibt er Anweisungen an seine Rebellentruppen in Darfur und im Osten Tschads. Sein Wert als Vermittler in den schwierigen Friedensgesprächen, die in den nächsten Monaten beginnen sollen, ist gerade deshalb unbestreitbar.
Jamous ist zudem das medienwirksame Gesicht, das die von Sudans Zentralregierung unterdrückte Bevölkerung in Darfur dringend braucht. Nicht zuletzt zeigt sein Schicksal exemplarisch, wie wenig die Regierung an einer Einigung mit den Rebellen interessiert ist: Sonst wäre der SLA-Mann schon längst frei. MARC ENGELHARDT