Fußball ohne Trinksport

PROHIBITION Eine Bremer Initiative fordert, beim Sport nicht für Alkohol zu werben. Der Senat ist dabei, ebenso Willi Lemke, der UN-Sonderbeauftragte für Sport. Werder und Becks sind nicht begeistert

Willi Lemke, UN-Sonderbeauftragter für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, sympathisiert mit Bremer Ärzten und Klinikchefs, die sich gegen Alkohol-Werbung beim Sport einsetzen. Ein Verbot jedoch sei das letzte Mittel. „Dafür müssten auf nationaler und internationaler Ebene Gespräche geführt werden“, so Lemke zur taz. Hauptanliegen der Bremer Initiative aber ist das Werbeverbot rund ums Stadion.

„Zu einem gelungenen Stadionbesuch gehören für viele Erwachsene Bier und Bratwurst dazu“, sagte Werder-Sprecher Tino Polster. Für die Bier-Produzenten ist daher der Sport ein lohnendes Werbeumfeld. Doch das, sagen die Bremer Ärzte, müsse sich ändern.

„Wir wollen niemandem den Spaß verbieten“, sagte Hans-Werner Bertelsen, einer der Gründer der „Bremer Initiative für ein Alkohol-Werbeverbot im sportlichen Umfeld“. Mit Hans-Iko Huppertz, Direktor der Professor-Hess-Kinderklinik, Martin Claßen, Chefarzt der Kinderklinik im Klinikum Links der Weser und weiteren UnterstützerInnen hat er sich zusammengetan. Anlass für ihre Kampagne sei, dass das Einstiegsalter für Alkohol bei Jugendlichen immer stärker sinke. „Heute liegt es bei 11 Jahren“, so Bertelsen. 26.000 Jugendliche seien 2010 wegen Alkoholmissbrauchs in deutsche Krankenhäuser eingeliefert worden. Das sei „eine große Belastung für das Gesundheitswesen“.

Dass Jugendlichen gerade bei Sportveranstaltungen Alkohol schmackhaft gemacht werde, sei besonders fehl am Platz. „Das Sponsoring könnten andere Firmen übernehmen, etwa Wasserfabrikanten“, so Bertelsen. Wenn Vereinen dadurch Verluste entstünden, so sei das kein Argument: „Das hieße, dass wir die Gesundheit der Jugendlichen verkaufen.“ Sein Mitstreiter, Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeser, vom Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen, würde sogar den Alkohol-Ausschank im Stadion verbieten. So, wie es bei Europa- und Champions-League- Spielen bereits der Fall ist.

Darüber ist Becks-Vertreter Oliver Bartelt nicht begeistert: „Im Stadion kann man sich im Grunde nicht betrinken, man will doch das Spiel verfolgen.“ Ein generelles Werbeverbot hält er nicht für zielführend. Im Jugendsport verzichte das Unternehmen ohnehin auf Werbung. Auch Klaus-Dieter Fischer, Präsident des SV Werder Bremen, hält die Präventionsmaßnahmen des Vereins für ausreichend: „Wir warnen vor übermäßigem Genuss und lassen keine Betrunkenen ins Stadion.“ Um auf Sponsoren aus der Alkoholbranche zu verzichten, dafür bedürfe es eines vereinsübergreifenden Konsens: „Wir können das nicht allein entscheiden.“

Einig sind sich die Ärzte mit der Bremer Regierung. Sportsenator Ulrich Mäurer (SPD) befürwortet ein Werbeverbot. Bei der Vorstellung des ressortübergreifenden „Aktionsplans Alkoholprävention“, Anfang des Jahres, sprach er von einer „unheiligen Allianz von Alkohol und Sport“. Diese „Allianz“ ist derzeit der Schwerpunkt der Kampagne zur Alkoholprävention. Im Gesundheitsressort setze man sich im Rahmen des Aktionsplans derzeit dafür ein, im Kino erst ab 20 Uhr Alkoholwerbung zu zeigen, bei Schulen werde über eine Bannmeile für Bierwerbung nachgedacht. JPB