: Die wahrhaft neuen Männer
FLIRTEN Frauen dürfen alles Mögliche – aber Männer ansprechen, das sollten sie immer noch tunlichst sein lassen
■ ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik und macht eine fette Weihnachtsparty mit vielen Freunden, vielen Kindern, viel Essen und, nun ja, viel Alkohol.
Es könnte so schön sein und so einfach: Eine Frau und ein Mann lernen sich kennen, sie flirten miteinander, sie finden sich sympathisch und attraktiv. Es sieht so aus, als wird da mehr draus. Aber dann kippt es. Denn dann passiert etwas, was heute gar nicht mehr passieren dürfte, weil ja alle so gegendert sind: Bei ihm geht plötzlich gar nichts mehr. Aber nicht, weil er mit einem Mal findet, sie sei doch nicht die Richtige. Sondern weil sie „zu offensiv“ ist und „zu direkt“.
Das stößt viele Männer ab. Das macht ihnen Angst. Eine Frau, die sich nicht ziert wie die Zicke am Strick, sondern sagt, was sie will, empfinden Männer als Bedrohung. Das sagen sie natürlich nicht, sondern eher so Sätze wie: „Das geht mir jetzt zu schnell.“
Frauen dürfen heute alles mögliche sein: Kranführerin, Aufsichtsrätin, Bundeskanzlerin. Das finden viele Männer gut. Ebenso wenig haben sie noch ein Problem damit, am Wickeltisch zu stehen, auch mal zu weinen. Auf keinen Fall aber dürfen Frauen so sein wie Männer. Es reicht schon, wenn sie männliche Attitüden zeigen. Im Politischen wie im Privaten beschert ihnen das vor allem eines: Absagen.
Männer, die vorgeben, aktive und direkte Frauen zu mögen, solche, die klare Ansagen machen, lügen. Das Gegenteil ist der Fall: Männer wollen jagen, erobern, siegen. Frauen, die den Spieß umdrehen, finden Männer unweiblich und unsexy.
Ist das gleichberechtigt? Emanzipiert? Hoffnungsvoll?
Die Wahrheit ist: Das einzige Feld, auf dem Männer heute noch glauben, die Oberhand zu haben, ist sehr intim. Hier wollen sie so archaisch sein wie eh und je. Sie wollen die Frau als Beute. Doch da spielen viele Frauen mittlerweile nicht mehr mit. Und hoffen auf die wahrhaft neuen Männer. SIMONE SCHMOLLACK