: Gefährliche Gleichgültigkeit
betr.: „Die Grenze überschritten“, „Fetisch Schießbefehl“, Kommentar von Ralph Bollmann, taz vom 13. 8. 07
Auch wenn der Kommentar von Ralph Bollmann den Text der Titelseite kritisch erläutert, möchte ich der aus meiner Sicht zynischen Wortwahl widersprechen. Sicher vielen Bürgern ist der Stasi-Schießbefehl auf Frauen und Kinder egal. Es traf ja nicht sie, sondern eben die Anderen. Frei nach Bertolt Brecht – „erst kommt das Fressen und dann die Moral“ – stehen viele Menschen auch den Menschenrechtsverletzungen in Guantánamo, dem „Fall“ Murat Kurnaz oder der NS-Mitgliedskarte von Hans Filbinger gleichgültig gegenüber. Diese zunehmende Gleichgültigkeit der Menschen ist eine Gefahr für die demokratische Zivilgesellschaft und der Humus für die politischen Fanatiker der Zukunft. Wenn es um die Verteidigung der „richtigen“ Sache geht sind die Menschenrechte eben nachrangig.
Neben dem „Hotel für Ostalgiker“ könnte sicher auch die Stalin-Zeit trendig vermarktet werden. Eine Übernachtung im NKWD-Keller mit Gulag-Ambiente für weniger als 70 Euro wäre sicher auch eine Marktlücke. MARKUS ERICH-DELATTRE, Hamburg