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Archiv-Artikel

Polizei darf nicht bei Hells Angels trainieren

ORGANISIERTE KRIMINALITÄT Polizeischüler sollen auch in der Freizeit das Sportstudio des Rockerclubs meiden

Polizeianwärter, die beim „Bundespolizei-Aus- und Fortbildungszentrum Walsrode“ eine Ausbildung absolvieren, sollen nicht mehr nach Feierabend im „Sportzentrum Walsrode“ der Hells Angels trainieren. Das geht aus einer Stellungnahme der Lübecker Bundespolizeiakademie hervor.

Das „Sportzentrum Walsrode“ gehört dem Bordellbetreiber und Hells-Angels-Mitglied Wolfgang Heer. Im Sportzentrum Walsrode werden neben Bodybuilding auch Boxen, Kick Thai, Teakwondo und Krav-Maga trainiert, eine vom israelischen Geheimdienst entwickelte Kampfsportart. Ständige Gäste des Sportzentrums sind die Türsteher der Sicherheitsfirma „GAB Bodyguard Security“, die Wolfgang Heer und dem Präsidenten der Hannoverschen Hells Angels, Frank Hanebuth, gehört. Geschäftsführer ist Heers Sohn Michel. In einer Radiosendung sagte Wolfgang Heer, dass auch viele Polizeianwärter der Bundespolizei in seinem Sportzentrum trainierten.

„Vor diesem Hintergrund“, schreibt Stefan Meyer von der Lübecker Akademie der Bundespolizei, „habe ich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bundespolizei-Aus- und -fortbildungszentrums Walsrode, einschließlich der Polizeilaufbahnanwärterinnen und -anwärter, dahingehend sensibilisiert, bereits den Anschein einer Nähe zur organisierten Kriminalität zu vermeiden, und empfohlen, nach möglichen sportlichen Alternativen zu suchen“ – auch wenn es sich bei Freizeitaktivitäten der Polizeianwärter um deren Privatbereich handele, der sich der Kontrolle des Dienstherrn entziehe.

Gegen Wolfgang und Michel Heer ermittelt die Staatsanwaltschaft Verden wegen Insolvenzverschleppung und Menschenhandels. Dennoch veranstaltet Wolfgang Heer heute Abend den „Walsroder Mittwoch“, ein Open-Air-Konzert, das von der Stadt gefördert wird. Die Bremer Band „Hells Balls“ (Höllen-Hoden) tritt auf. Heers Firma sorgt für die Sicherheit. (taz)