: Zimmer frei: Hotelbranche goes Pop
LOBBYGEFLÜSTER Das Hotel Concorde am Kurfürstendamm bietet sich als Plattform für die französische und deutsche Popszene an. Am Freitag gab die französische Sängerin Loane den Auftakt zur neuen Konzertreihe – mit Popmusik „jenseits des Mainstreams“ und Publikumsgespräch
Als die Musikjournalistin Wiebke Colmorgen die kleine Bühne in der Hotellounge betritt, hält sie eine Single in der Hand: „Amoureux solitaires“ von der belgischen Sängerin Lio. Der witzige Elektropop-Hit aus dem Jahr 1980 sei ihre allererste Platte gewesen. „Ich war sieben, mein Bruder hat sie mir geschenkt“, offenbart sie dem Publikum.
Ihr Bruder ist auch in der Lobby. Er leitet die Berliner Filiale der französischen Luxushotelkette Concorde. Carsten Colmorgen offeriert bereits seit der Hotelgründung 2005 seine Räume für verschiedene Eventreihen im Bereich Kunst, Architektur und Literatur. Nun möchte er das Concorde auch als Treffpunkt einer jungen Popgeneration etablieren. „Popmusik jenseits des Mainstreams“ soll ihren festen Platz im Veranstaltungsprogramm des Hotels erhalten. Monatlich werden von nun an neue Gesichter der französischen und deutschen Musikszene eingeladen, ihre Songs auf einer kleinen Bühne vorzustellen. Die Idee entstand in Kollaboration mit dem „Bureau Export Berlin“, das französische Musik nach Deutschland vermittelt. Die Moderation übernimmt Wiebke Colmorgen.
Lust auf der Bühne
Jetzt erzählt sie dem Publikum, dass Etienne Daho – ebenfalls ein Star der französischen Popszene seit den 1980ern – genau dieses Lied „Amoureux solitaires“ gecovert hat. Der wiederum inspirierte den heutigen Gast des Abends Loane zu ihrem zweiten Album „Le lendemain“. Applaus, dann stellt sich die schöne Französin hinter den Synthesizer und spielt eine Auswahl ihrer aktuellen Songs. Alte und junge Pärchen, fünf festlich gekleidete, minderjährige Freundinnen, kapuzentragende Jungs, internationale Hotelgäste und ein paar französische Expats lauschen konzentriert Loanes selbst komponierten Songs.
Bei jedem Applaus bellt ein kleiner schwarzer Pudel fröhlich mit. Die Geschwister Colmorgen schauen sichtlich vergnügt in die Menge. In Deutschland gilt Loane noch als Geheimtipp, doch in ihrer Heimat ist die 32-jährige Pop-Chanteuse everybody’s Darling. Normalerweise tritt sie in großen Konzerthäusern mit vierköpfigem Ensemble oder im Duett mit ihrem Freund Lenny Kravitz auf. Aber heute, zwischen den voll besetzten Sofas im Foyer, da geht es nur um sie.
Deshalb findet nach dem Konzert noch ein Publikumsgespräch zwischen ihr und Wiebke Colmorgen statt – als fester Bestandteil der geplanten Reihe. Sie plaudern unbeschwert über Loanes Einflüsse, Schüchternheit und ihre Lust auf Bühne, die stärker ist als ihre Angst.
Schließlich wird Loane von Wiebke Colmorgen noch aufgefordert, eine eigene „Amoureux solitaires“-Version zu improvisieren. Wie in der Originalversion von Lio sitzt dabei nicht jeder Ton. Loane lacht – und erntet Standing Ovations. Der Pudel bellt wieder. Es wird sich zeigen, ob sich die Konzertreihe im Hotel bewährt. Im Moment werde noch experimentiert, sagt Wiebke Colmorgen. Der Oktober-Gast steht jedenfalls schon fest: Olli Gottwald, Sänger der deutschen Band Anajo. Mal sehen, zu welcher Coverversion er sich dann überreden lässt. Elise Graton