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Moskaus Justiz fein raus

Zehn Festnahmen: „Destruktive Kräfte“ sollen Kremlkritikerin Politkowskaja ermordet haben

MOSKAU dpa/rtr ■ Die russische Justiz macht tschetschenische Kriminelle sowie im Ausland lebende „Staatsfeinde“ für den Mord an der regierungskritischen Journalistin Anna Politkowskaja verantwortlich. „Die Person, die den Mord anordnete, lebt im Ausland“, sagte Generalstaatsanwalt Juri Tschaika gestern. Auf die Frage, ob er dabei an den in London lebenden Multimillionär Boris Beresowski denke, gab Tschaika keine Antwort. Der Mord an Politkowskaja hatte weltweit Bestürzung ausgelöst.

Bislang seien zehn Verdächtige festgenommen worden. Ein Motiv für den Mord an der Kremlkritikerin hätten allein „destruktive Kräfte“ im Westen, deren Ziel ein Umsturz in Russland sei. Unter den Verhafteten seien auch Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes FSB und des Innenministeriums, die die Auftragsmörder mit Informationen über das Opfer versorgt hätten, sagte Tschaika. In Kürze werde Anklage gegen die Verdächtigen erhoben. Sie seien Teil einer Moskauer Organisation, die auch mit den Morden an dem US-Journalisten Paul Klebnikow 2004 und Vize-Zentralbankchef Andrej Koslow 2006 in Verbindung gebracht werde.

Die oppositionsnahe Mitarbeiterin der Nowaja Gaseta war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung hinterrücks erschossen worden. Politkowskaja hatte vor allem während des Tschetschenienkriegs über Menschenrechtsverletzungen durch russische und tschetschenische Sicherheitskräfte berichtet. Mit ihren bissigen Kommentaren machte sie sich Feinde. Ihre Recherchen führten zu mehreren Anklagen gegen Offiziere. Politkowskaja zählte aber auch zu den schärfsten Kritikern der Politik von Präsident Putin.

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