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Wählen, was man wählen will

Grüne sacken weiter ab. Das ist ihre Chance

VON GEREON ASMUTH

Nun stehen die Grünen also nur noch bei 18 Prozent. Ein wenig tiefer noch als in den letzten Umfragen. Das klingt hart für die Grünen, die einst losgezogen waren, um das Rote Rathaus zu stürmen. Zwei Tage vor der Wahl aber muss man sagen: Etwas Besseres als der erneute Tiefschlag hätte ihnen gar nicht passieren können. Denn nun ist offensichtlich: Es geht noch um was. Zwar steht außer Zweifel, dass Klaus Wowereit Regierender Bürgermeister bleibt. Aber mit wem er koaliert, ist offen. Reicht es für Rot-Grün? Kommt Rot-Schwarz? Oder gibt es am Ende den linken Dreier Rot-Rot-Grün?

Nach der neuesten Umfrage haben alle Berliner endlich die große Freiheit, die Partei wählen zu können, die ihnen am Herzen liegt – ohne an irgendwelche komplizierten Taktiken denken zu müssen. Anhänger der Grünen mussten fürchten, dass ihre Partei mit der CDU zusammenarbeiten würde. Das ist vorbei. Nicht nur, weil Renate Künast vor einer Woche diese Option fallen gelassen hat. Sondern vor allem, weil die Grünen so mies dastehen, dass ein grün-schwarzes Bündnis sogar rechnerisch ausgeschlossen ist. Richtig neu aber ist: Fans einer rot-grünen Koalition können nicht nur unbesorgt wieder für die Grünen stimmen, sie sollten es sogar tun, damit ihrem Lieblingsbündnis nicht am Ende doch noch die Puste ausgeht.

Das Rückholproblem

Die Grünen haben nur noch ein Problem. Sie müssen all ihre Anhänger, die sie durch ihre verkorkste Wahlkampfstrategie gerade erst verprellt haben, davon überzeugen, aus strategischen Gründen zurückzukehren. Es bleiben zwei Tage.

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