unterm strich :
Der große Interviewer André Müller hat für die FR den Sprachkünstler Peter Handke in seinem Haus in Chaville, einem Vorort von Paris, getroffen. Es ist einiges Zitierenswertes dabei herausgekommen. In dem langen Interview spricht Handke unter anderem über seine umstritte Parteinahme für den serbischen Ex-Präsidenten Slobodan Milošević. Es sei „Unsinn“, dass er beabsichtige, einen Roman über Milošević zu schreiben. Der Grund, weshalb Handke die Beerdigung des Serbenführers besuchte, sei gewesen, dass er sich von dem Land, dessen letzter Präsident Milošević gewesen war, verabschieden wolle. Gleichzeitig meint Handke, es bleibe eine ewige Schande für Serbien, dass das serbische Volk ihn an das Den Haager Kriegsverbrechertribunal ausgeliefert habe. Die serbische Schriftstellerin Biljana Srbljanović, die ihm unterstellte, er habe keine Ahnung, weil Milošević Oppositionelle auf offener Straße ermorden hat lassen, bezeichnete Handke als „Westhure“. Handke selber habe bessere Informationen über den Vorgang, denn er gehöre selbst zur Mafia, der serbische Geheimdienst habe ihn bezahlt. Von dem Geld habe Peter Handke sich „neue Schuhe“ gekauft und außerdem sei Slobodan Milošević „nicht der große Schurke, als den man ihn hinstellt.“ Seine „brennende“ Beteiligung an der Sache Jugoslawiens sei vielleicht eine Krankheit, „aber es gibt schlimmere Krankheiten als meine Jugoslawien-Krankheit“.
Ferner unterstellte Handke dem Interviewer André Müller, er verdiene es nicht anders, als ein Depp genannt zu werden, wohingegen der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki als „Knickerbocker“ und „armen Menschen“ tituliert wird. Handke würde es zwar immer noch nicht bedauern, wenn Reich-Ranicki stirbt, für ein eventuelles Überleben seiner eigenen Person wünsche Handke ihm aber dennoch alles Gute.
Hinsichtlich der Aberkennung des mit fünfzigtausend Euro dotierten Heinrich-Heine-Preises meinte Handke, er hätte den Preis gewollt, auch aus finanziellen Motiven. Eine Rente von tausend Euro im Monat verhindere jedoch das Schlimmste. Fortan nehme er keine Preise mehr an. Allenfalls den Nobelpreis, „den für Physik, für Frieden und für Literatur, alle drei, das wäre super“, jedoch glaube er, dass der Nobelpreis, zumindest der für Literatur, schon seit längerem nichts mehr zähle. „Man sollte das Geld wieder der Nobel-Stiftung geben und damit Waffen herstellen, wie es ursprünglich war.“ Dass die Grünen sich besonders scharf gegen die Preisvergabe an ihn ausgesprochen haben, kommentierte Handke damit, dass sie „völlig kulturlos“ seien. Keiner von denen sei ein Leser, „fast keiner“.