heute in bremen
: „Dinosaurier-Väter sterben aus“

Der Autor Thomas Gesterkamp stellt sein Buch „Die neuen Väter zwischen Kind und Karriere“ vor

taz: Herr Gesterkamp, Sie haben den Begriff der „Dinosaurier-Väter“ geprägt, die in den Chefetagen verhindern, dass Väter sich um ihre Kinder kümmern. Aber sterben die nicht aus?

Thomas Gesterkamp, Journalist und Autor: Das stimmt zum Teil. Die jetzt Vierzig- bis Fünfzigjährigen sind ja durch die Frauenbewegung geprägt und haben ein anderes Bild von Geschlechterrollen als ihre Väter. Und bei den jetzt 30-Jährigen lässt sich ein richtiger Kulturbruch beobachten. Die überlegen sich ganz egalitäre Modelle, wo vielleicht beide Elternteile die ersten vier Monate zu Hause bleiben.

Also alles wunderbar?

Die Elternzeit gibt es erst seit einem Halbjahr – und in dieser Zeit ist die Männerquote von 3,5 auf 8,5 Prozent gestiegen. Dabei wurden viele Anträge sicherlich noch gar nicht gestellt. Das ist doch ein Erfolg! Ich habe aber festgestellt, dass Arbeitgeber bei der Elternzeit, die ja auf ein paar Monate begrenzt ist, relativ gut mitspielen, da wird dann eben eine Vertretung organisiert. Viel schwerer ist es für Männer – und Frauen – auf lange Sicht Teilzeit-Arbeit durchzusetzen.

Warum?

Weil in deutschen Unternehmen immer noch Vollzeit-Anwesenheitspflicht gilt. Da heißt es dann, wer in Teilzeit geht, kann keine Karriere machen. Oder wird einfach schlechter bezahlt.

Gibt es Branchenunterschiede?

Dort, wo viele Geisteswissenschaftler arbeiten, existiert mit Sicherheit eine andere Unternehmenskultur. Es gibt auch Unternehmen wie die Lufthansa oder die Commerzbank, die sich auch aus strategischen Gründen anderen Arbeitszeitmodellen öffnen

. Interview: Eiken Bruhn

Vortrag um 20 Uhr, Kultursaal Arbeitnehmerkammer, Bürgerstraße 1