: Ein Fall für Sylvia
SCHWEDEN Nina Hagen wollte nur ihre Biografie vorstellen, dann wurde sie nach Drogen gefilzt
Die Feuilletons hatten ihrem Auftritt entgegengefiebert. Es versprach ein Höhepunkt der Buchmesse in Göteborg zu werden, die in diesem Jahr deutschsprachige Literatur zum Thema hat. Doch beinahe endete alles auf dem Göteborger Flughafen Landvetter. Sie habe sich ernsthaft überlegt, gleich wieder kehrt zu machen, erzählte Nina Hagen Stunden später: „Ich habe mich noch nie so erniedrigt gefühlt.“
Von der protestantischen Kirchengemeinde „Svenska Kyrkan“ war sie am Freitagnachmittag zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen worden, um ihre gerade in schwedischer Übersetzung erschienene Autobiografie „Bekenntnisse“ vorzustellen. „Ich hatte mich ja wirklich gefreut, nach Schweden zu kommen, diesem friedlichen und freundlichen Land.“ Gerade Schweden sei ja das Land ihres großen Idols Pippi Langstrumpf. Und was passiert? „Da erwartet mich eine Gestapo-Frau mit wütend bellendem Hund und droht mit einer Blutprobe, wenn ich mich nicht ausziehen würde.“ Einer Leibesvisitation auf Drogen habe sie sich unterziehen müssen. Ein „ungeheuerlicher Übergriff“: „Nun hoffe ich, dass Königin Sylvia da eingreift und der König, also ihr Mann.“
Beim Zoll will man den Vorgang nicht kommentieren und empfiehlt Nina Hagen, sich zu beschweren, falls sie sich falsch behandelt fühle. Solche Körperkontrollen seien relativ selten auf Landvetter, meint Flughafen-Pressesprecher Jesper Liedholm: „Vielleicht zwei- bis viermal wöchentlich gibt es da Leibesvisitationen.“ Warum man gerade die 56-Jährige mit dem Shirt „Jesus – Highway to Heaven“, mit den roten Blumen und den kleinen Pilzen aus Schafswolle im Haar verdächtig fand, vermag Liedholm nicht zu sagen: „Allgemein macht sich verdächtig, wer unmotiviert nervös oder sonst irgendwie komisch auftritt.“
Einiges auf sich nehmen für einen Auftritt auf der Göteborger Buchmesse musste nicht nur die Musikerin, deren „Diskussionsveranstaltung“ dann zu einer 20-minütigen Nina-Hagen-Show wurde. Der schwedische Künstler Lars Vilks war bei seiner Buchpräsentation zum Tragen einer schusssicheren Weste und massivem Sicherheitsaufgebot gezwungen. Es steht mittlerweile fest, dass die Antiterroraktion der Polizei vor zwei Wochen an der Kunsthalle Göteborg einem möglichen Mordkomplott gegen diesen Zeichner eines „Mohammedhundes“ gegolten hat.
Reinhard Wolff, Stockholm