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Archiv-Artikel

„Wie eine Tonne“

Blöde Kutte: Finnische Pfarrerinnen beklagen sich über unmodische, unpraktische und unweibliche Amtskleidung

Finnlands Pfarrerinnen haben genug von ihrer Amtskluft. Warm wie in einer Sauna ist es darunter – und unpraktisch ist das Ding noch dazu. „Damit eine längere Strecke über einen Friedhof zu laufen, ist eine Tortur“, beschrieb die Pfarrerin Stina Lindgård jetzt gegenüber der Nachrichtenagentur FNB die tägliche Plage mit der Kutte: „Der Rock ist zu eng, die Jacke besteht aus mehreren Lagen dicken Wollstoffs, und man kann sie auch nicht ausziehen, wenn man sich einen abschwitzt, weil die dazugehörige Bluse durchsichtig ist.“ Letztere habe unpraktischerweise auch noch einen Reißverschluss auf dem Rücken, „man muss also extrem biegsam sein, um sie überhaupt an- und auszuziehen, oder braucht jemanden, der einem hilft.“

Ganz abgesehen davon könne die Kluft insgesamt „doch etwas femininer“ sein, meint Lundgård, „jetzt sehen alle darin gleich aus, nämlich wie Tonnen“. Mit dieser Einschätzung steht sie offenbar nicht allein. Bei einer Umfrage, die die Vereinigung weiblicher Theologen kürzlich unter ihren Mitgliedern vorgenommen hatte, landete die Frage nach neuen Kleidern für die Pfarrerinnen ganz oben auf der Prioritätenliste. Weshalb sich auch die in dieser Woche stattfindende Bischofskonferenz der lutherischen Kirche mit dem Outfitproblem beschäftigen wird. Die gegenwärtige Amtstracht wurde 1987 entworfen, als nach jahrelangem erbittertem Streit endlich der ersten Frau die Ordination zu einem Pfarreramt erlaubt worden war. Mittlerweile sind immerhin etwa ein Drittel aller PfarrerInnen Frauen. Und auch wenn der Entwurf ihrer bisherigen Arbeitskleidung immerhin von der international bekannten Marimekko-Textildesignerin Vuokko Nurmesniemi stammt, soll er nun also nicht länger heilig sein.

Zwischen dem Wunsch nach modischeren Pfarrerinnen und einem anderen zentralen Thema der Bischofskonferenz, nämlich der Frage, wie man die wachsende Zahl von Kirchenaustritten vermindern könne, soll es aber keinen direkten Zusammenhang geben. REINHARD WOLFF