WAS MACHT EIGENTLICH ... Smudo? : Abheben
Etwas traurig ist es immer, wenn Leute, deren wohlverdiente Popularität ihren Zenit überschritten hat, durch Aktivitäten auf ganz anderem Gebiet als dem, das sie einst interessant machte, im Gespräch zu bleiben suchen. So wie Michael Bernd Schmidt.
Unter dem Künstlernamen Smudo hat Schmidt mit den Fantastischen Vier recht passablen Hiphop abgeliefert. Jetzt hat er die 40 hinter sich und liefert sich auf künstlerischem Gebiet eher Rückzugsgefechte. Auch im Kopf spürt er das Alter, wie er unlängst der FAS verriet: „Irgendwann gefallen einem einfach andere Sachen. So wie eines Tages unmerklich der Blick im Regal doch zum Hemd und nicht zum T-Shirt tendiert.“
Angesichts des nicht unbedeutenden Vermögens, das Schmidt rappenderweise erwirtschaftet hat, fiel sein Blick zuletzt auf eine Beechcraft Bonanza, ein viersitziges Flugzeug, mit dem er gerne auch mal in Berlin landet.
Genauer: in Tempelhof. Und weil Schmidt gerade mal gar keine Lust hat, sein Propellervögelchen in Schönefeld zu parken, um sich dann von ebenfalls gealterten Fans in der S-Bahn vollschleimen zu lassen (und um, s. o., im Gespräch zu bleiben), kämpft er jetzt gegen die Schließung des Zentralflughafens.
Am Samstag will Schmidt mit hundert anderen Protestfliegern in Tempelhof landen. Im Tagesspiegel beschrieb er gestern schon mal das geile Gefühl beim Hauptstadtanflug: „Berlin ist irre aus der Luft!“ Und weil ja London einen City-Airport hat, brauche auch Berlin einen – für „Geschäftsleute, Politiker, VIPs“. Für Leute wie ihn.
Und weiter: „So viel Wirtschaftskraft hat Berlin nicht, dass es sich leisten könnte, Unternehmern die Arbeit zu erschweren.“ Ups, das haben wir Tempelhof-Gegner gar nicht bedacht: dass Berlin den Status als Hiphop-Standort einbüßt, wenn Leute wie Schmidt nicht mehr kommen. Wegen Tempelhof. Und der S-Bahn. Herr Smudo, wir denken noch mal drüber nach. Und guten Flug! CLP FOTO: AP