… DER NORDPOL? : In Mitte schmelzen
Es knackt und knirscht in der Arktis. Erderwärmung, das Eis schmilzt. „Ungeheuer ist viel, doch nichts ungeheurer als der Mensch“, singen Ruth Weyand und Christian Rodenberg. Zittrig stehen sie auf dem Boden. Aber schmelzen kann hier so schnell nichts. Dies ist die Evangelische Schule Berlin Zentrum in Mitte. Die beiden sind Schauspieler.
In ihrem Theaterstück „Goodbye Nordpol“ wollen sie die Neunt- und ZehntklässlerInnen der Schule für die Themen „Nachhaltigkeit, Klimawandel und Klimaschutz“ sensibilisieren, erklärt Olaf Dröge. Dröge ist Leiter des Berliner Projektbüros von Eukitea, einem mobilen Theater, das ursprünglich aus Bayern kommt. Ihre Stücke spielen sie größtenteils an Schulen. Darin geht es nicht nur um Nachhaltigkeit, auch Sucht- und Gewaltprävention sind Schwerpunkte. Alles ohne erhobenen Zeigefinger, wie Dröge betont.
Nun feiert „Goodbye Nordpol“ Berlin-Premiere. Und 120 SchülerInnen schauen zu, wie Weyand und Rodenberg die Welt bereisen. Es geht nach Bangladesh, wo kleine Mädchen die Kleider eines Modemoguls nähen. Nach Brasilien, wo Bulldozer den Regenwald fällen und die Menschen vertreiben. Und in eine Fantasiestadt, in der die Menschen jeden Tag so viel Müll produzieren, dass er ihnen alsbald entgegenkommt. Fazit: Der Mensch muss nachhaltig handeln. Wegen seines Kohlendioxidausstoßes ist er schließlich schuld an der Erderwärmung. Seinetwegen knackt und knirscht es so am Nordpol. Ungeheuer ist er. Die Möglichkeiten, das Verhalten zu ändern, sind klar: Fahrrad statt Auto fahren. Erneuerbare Energien fördern.
Den SchülerInnen scheint es zu gefallen. Applaus und Jubelschreie beenden das Stück. Es sei wichtig, darüber zu reden, was man konkret im Alltag ändern könne, sagt Milena. Sie selbst versuche bereits, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen: „Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad zur Schule, auch im Winter“, sagt die 14-Jährige. Das macht auch Neuntklässler Jannis. Er handele bereits nachhaltig: „An dieser Schule ist das Thema sowieso schon sehr präsent.“ Wenn es nach ihnen geht, soll es auch an anderen Schulen bald knacken und knirschen – aber nicht mehr am Nordpol. CHRISTIAN WYREMBEK
Foto: dapd