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Archiv-Artikel

Sieben Kinder pro Mutter sind normal

UGANDA Franziskus’ nächstes Reiseziel: Uganda wächst gewaltig

BERLIN taz | Ausgerechnet Uganda hat sich Papst Franziskus als eines der Ziele seiner nächsten Reise vorgenommen – das Land mit einer der höchsten Geburtenraten der Welt. Im Schnitt sieben Kinder hat die durchschnittliche ugandische Mutter, jedes Jahr kommen auf 1.000 Einwohner 45 Neugeborene – in Deutschland sind es acht. Konstant nur von den mehrheitlich muslimischen Sahelstaaten Mali und Niger geschlagen, ist Uganda damit das schnellstwachsende mehrheitlich christliche Land der Welt. Von nur 10 Millionen Einwohnern 1970 ist Ugandas Bevölkerung inzwischen auf 38 Millionen gewachsen und könnte bis Mitte des Jahrhunderts 130 Millionen erreichen, mehr als dann Russland noch hat.

Niemand ist darüber glücklicher als Ugandas Präsident Yoweri Museveni, unter dessen Herrschaft seit 1986 sich die Ugander schon mehr als verdoppelt haben. Museveni hat für sein Land eine Langzeitversion: den beschleunigten Sprung vom Agrar- ins Industriezeitalter, von der traditionellen in die moderne Gesellschaft. Bevor das abgeschlossen ist, braucht man lästige Dinge wie Demokratie nicht, findet er; dafür, so sagt er gerne, ist eine hohe Geburtenrate ganz wichtig: je mehr Kinder, desto mehr Arbeits- und Schaffenskraft. Schließlich haben die reichen Industrienationen auch alle eine Bevölkerungsexplosion hinter sich – wie können sie das dann anderen verwehren?

Rund 40 Prozent der Ugander sind Katholiken, aber auch die vielen Protestanten, Anglikaner und Pfingstkirchler haben mit Verhütung wenig am Hut. Ebenso wenig die vielen christlichen Hilfswerke aus den USA, die sich über jede Uganderin freuen, die nicht abtreibt. In Uganda, ebenso wie in Afrikas größtem katholischen Land Kongo, sind viel mehr Katholiken als in Lateinamerika oder Europa mit der strengen Lehre ihrer Kirche in Sachen Geburtenkontrolle einverstanden. Sie stützen damit eine Kultur, in der männliche Dominanz festgeschrieben ist, in der Missbrauch von Frauen und Mädchen und Misshandlung oder Vernachlässigung von Kindern verbreitet ist.

Katholische Missionare führten im 19. Jahrhundert übrigens auch die Kaninchenzucht in Uganda ein. Ob zu pädagogischen Zwecken, ist nicht bekannt. DOMINIC JOHNSON