: Kohlekraftwerk Moorburg unter der Lupe
Bei der öffentlichen Anhörung in der Messe werden die Bedenken von mehr als 1.700 Einwendern gegen das Vattenfall-Projekt diskutiert. Bei Niedrigwasser würde die Hälfte des Süderelbestroms durch Kühlrohre geleitet
Mit aufblasbaren symbolischen CO2-Wolken hat gestern die öffentliche Anhörung zum geplanten Kohlekraftwerk in Moorburg begonnen. Die schwarzen Luftballons, die Vertreter von Umweltgruppen aufsteigen ließen, versinnbildlichten plastisch die Umweltverschmutzung, die von dem Projekt des Stromversorgers Vattenfall ausgeht: Wie schwarze Öltropfen in Wasser schwebten sie am grauen Himmel davon.
Vor dem Messeeingang in der Karolinenstraße hatten sich Vertreter von Attac, BUND, NABU, Robin Wood und Greenpeace sowie der Anwohner versammelt, um gegen das Kraftwerksprojekt zu demonstrieren. Ihr Hauptargument: Ein Steinkohlekraftwerk mit hohem Kohlendioxid(CO2)-Ausstoß pro Einheit erzeugter Energie dürfe in Zeiten des Klimawandels nicht gebaut werden. „Das ist eine Weichenstellung für die nächsten 50 Jahre“, sagte NABU-Geschäftsführer Stephan Zirpel. Dabei gelte es doch, den CO2-Ausstoß um 80 Prozent zu verringern.
Neben dem Klima-Argument haben die Kritiker viele weitere Einwände gegen das Kraftwerk vorgebracht, die in den nächsten Tagen diskutiert werden, etwa den Ausstoß von Feinstaub und Schwermetallen. Ihre Kritik wird zum Teil durch behördliche Stellungnahmen gestützt. Zum Kühlwasser, das Vattenfall aus der Elbe pumpen will, stellt ein Fachmann der Umweltbehörde fest: „Es ist abzusehen, dass sich der Antragsteller aufgrund der natürlichen Rahmenbedingungen auf mehrmonatige Betriebsunterbrechungen in den Sommermonaten einstellen muss.“
Vattenfall will bis zu 64 Kubikmeter Wasser in der Sekunde aus der Elbe pumpen. Damit würde sechsmal mehr Süderelbwasser durch Kühlsysteme geleitet als heute. Bei mittlerem Niedrigwasserabfluss würde fast die Hälfte des Süderelbestroms durch solche Anlagen geleitet. Nach Ansicht der staatlichen Wassergütestelle Elbe könnte das fatale Folgen für das Plankton und die Fischlarven haben.
Das Wasser soll im Sommer höchstens um sechs, im Winter maximal um 7,5 Grad erwärmt werden – höchstens aber auf 30 Grad Celsius. Hohe Temperaturen lassen den Sauerstoffgehalt des Wassers sinken und die Fische im Sommer schon heute nach Luft schnappen. Mehr als 28 Grad und eine Temperaturerhöhung um mehr als drei Grad seien nicht akzeptabel, findet der Fachmann der Umweltbehörde. GERNOT KNÖDLER