NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

Ein fliehendes Pferd

D 2007. Regie: Rainer Kaufmann. 96 Min.

Die Verfilmung von Martin Walsers Novelle. Herausgekommen ist ein Spiel-Film in der ursprünglichen Bedeutung des Wortes, der von der Spielfreude eines großartig harmonierenden Ensembles lebt. Ulrich Noethen und Katja Riemann als das an sich selbst ermattete Ehepaar Helmut und Sabine, Ulrich Tukur als nervtötender Angeber Klaus Buch und Petra Schmidt-Schaller als dessen jugendfrische Geliebte Helene agieren wie auf dem Theater: ein Kammerspiel im Freien. Ihre Bühne ist die Landschaft am Ufer des Bodensees, ihre Kulisse der See und der Himmel, der zum Höhepunkt der Ereignisse naturgemäß ein gewaltiges Gewitter produziert. Manchmal kippt die Beziehungstragödie ins Komödienhafte weg. Zum Schluss gibt es Kitsch. Bis dahin aber ist „Ein fliehendes Pferd“ recht vergnüglich anzuschauen.

Hamburger Lektionen

D 2006. Regie: Romuald Karmakar. 133 Min.

Ende der 90er wurde Mohammed Fazazi Imam der Hamburger Al-Quds-Moschee. Im Januar 2000 hielt er dort mehrere „Lektionen“. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde bekannt, dass drei der vier Selbstmordattentäter regelmäßig die Al-Quds-Moschee besuchten und in engem Kontakt zu Fazazi standen. Für seinen Film hat Romuald Karmakar die Mitschnitte von zwei dieser Vorträge Fazazis übersetzen lassen. Der Schauspieler Manfred Zapatka trägt den Text nüchtern vor; die Kamera hält meist still, Schnitte und Veränderungen der Einstellungsgröße sind selten. Gerade in dieser Nüchternheit ist „Hamburger Lektionen“ beeindruckend. In seinen 130 Minuten Laufzeit gewährt der Film tiefe Einsichten in die innere Logik fundamentalistischen Denkens.

EIN FLIEHENDES PFERD: Capitol, Cinemaxx Potsdamer Platz, Cinestar Tegel, Delphi, International, FT Friedrichshain, Kulturbrauerei, Thalia Potsdam, Titania, Yorck HAMBURGER LEKTIONEN: Babylon Mitte, Central, Eiszeit