Afrobeat made in Berlin

Die Musiker Johannes Schleiermacher, Jörg Hochapfel und Kalle Zeier sind alle drei seit einigen Jahren an dem erfreulich größenwahnsinnigen Bigband-Projekt namens Andromeda Mega Express Orchestra (AMEO) beteiligt. Man muss das nicht über sie wissen, aber vielleicht kann es ein bisschen helfen, die Musik zu verstehen, die sie gemeinsam mit Bernd Oezsevim am Schlagzeug und dem Bassisten Kalle Enkelmann unter dem Namen Onom Agemo & The Disco Jumpers machen.

So eigenwillig wie ihr Bandname klingt nämlich auch die Musik, die sie auf ihrem Debütalbum „Cranes and Carpets“ darbieten. Und damit wäre das stilistisch so unberechenbare wie für vorandrängenden Groove stets Sorge tragende AMEO nicht allzu weit: Onom Amego spielen einen stark aufgekratzten, gern mal psychedelisch verdrehten Afrobeat, mit Kalle Enkelmann als dem Hauptfunkverständigen des Teams. Irgendwie afrikanisch, aber zugleich auf sehr eigene Weise anarchisch stürmen diese polyrhythmisch vertrackten Nummern auf einen zu, um einen aufs angenehmste herumgewirbelt und verwirrt zurückzulassen.

Geschrieben hat die Stücke der Saxofonist Johannes Schleiermacher, der einige seiner Kompositionen auch schon in Konzerten mit dem AMEO vorgestellt hat. In dieser übersichtlicheren Konstellation scheint sein Ansatz jetzt ein ideales Biotop gefunden zu haben, um seine ganze kreiselnde Energie entfalten zu können, mit besonders subversiver Spielfreude verstärkt von Jörg Hochapfels Synthesizer, der gern mal wie eine Billigst-Orgel quäkt – Hochapfel ist als eine Hälfte des Duos Hunger nebenbei für verfeinerten dadaistischen Disco-Klamauk verantwortlich.

Für einige Aufnahmen fuhren die Berliner Musiker, die sich unter anderem vom äthiopischen Afrobeat-Exzentriker William Onyeabor inspirieren ließen, sogar nach Marokko. Das abschließende „Issawa“ dokumentiert eindrucksvoll diesen Ausflug, bei dem die Band, von Perkussionisten und Sängern der Issawa-Tradition unterstützt, ein besonders dichtes Geflecht hervorgebracht hat.

Man merkt den Aufnahmen an, dass die Beteiligten schon seit Jahren zusammenspielen. Dies ist kein Nebenbei-Spaßprojekt, sondern ein wuchtiges, wüst ausgewachsenes Statement. Es ist Musik, die laut und vernehmlich nach Live-Auftritten brüllt. Auch dafür ist gesorgt: Am Freitag stellen sie ihre Platte im Badehaus vor. TIM CASPAR BOEHME

■ Onom Agemo & The Disco Jumpers: „Cranes and Carpets“ (Agogo Records/Indigo), Release-Konzert am 30. 1. am Badehaus